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Den Raum im Klang erfahren

Noch bis zum 25. Oktober bietet die St.-Georgenkirche in Wismar Raum für Klanginstallationen. Dann ist Ulrich Eller hier zu Gast. Der in Leverkusen geborene Künstler präsentiert unter dem Titel „LAUT / LEISE – Sprecher im Raum“ seine Arbeiten. Besucher können bei freiem Eintritt täglich von 10 bis 18 Uhr die Ausstellung besuchen.

Mit seinen raumbezogenen Arbeiten hinterfragt der international renommierte Klangkünstler die Konstitution des architektonischen Raumes, wobei der Raum selbst als Skulptur verstanden wird – eine Skulptur, deren innere Beschaffenheit mit Hilfe des Klangs erfahrbar gemacht wird. „Meine Intention ist die Hör- und Sichtbarmachung als kompaktes Rezeptionsangebot unter den Bedingungen einer optisch und akustisch außergewöhnlichen Architektur“, sagt Ulrich Eller.

Ulrich Eller füllt noch bis zum 25. Oktober den Kunstraum St. Georgen mit Klang­installationen. Foto: Horst-Janssen-Museum, Oldenburg

Die audiovisuelle Installation für den Kunstraum St. Georgen ist in akribischer Auseinandersetzung mit der Architektur und Geschichte der imposanten Backsteinkirche entstanden. Aus der statischen Präsentation der Bilder eröffnet sich ein kompositorisch und raumakustisch stark bewegter Hörvorgang, immer anders wahrnehmbar, abhängig vom Standort der hörenden Betrachtung, wobei optische und akustische Elemente eine Einheit bilden. Die Zeichnungen sind mit Wachskreide pastos und ganzflächig als geschwärztes Millimeterpapier mit einer immer zentral im Bild sichtbaren Linienform ausgeführt. Vorlage für die Form ist eine Vielzahl von Lautsprechern und deren Silhouetten als ausgekratzte Umrandungslinie.

Der Höranteil der Installation besteht aus zwei klanglich aufeinander bezogenen und kompositionell bearbeiteten Elementen. Einem wie eine Sprachwolke verdichteten Klangphänomen, bei dem eine vielschichtige Addition unterschiedlicher Stimmen durcheinander redender Menschen die Raumakustik anregt, ohne hörbares Zentrum und gerade so laut, dass sich der gebaute Raum abbildet.

Als zweites Hörelement nutzt der Künstler die in den Zeichnungen ablesbaren Adjektive. Im Wechsel von einer männlichen und weiblichen Stimme gesprochen und immer an einem anderen Ort als klare Hörpunkte im Raum wahrnehmbar, fassen die einzelnen Klangelemente den Raum zu einem hörbaren Ganzen zusammen.