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Stele in Boltenhagen erzählt von Grenze und Fluchtversuchen

    Es war kein ungetrübtes Badevergnügen, das Urlauber zu DDR-Zeiten in Boltenhagen erwartete. Mit dem Bau der Mauer 1961 hatte die Staatsführung einen fünf Kilometer breiten Streifen entlang der Ostseeküste zum Grenzgebiet erklärt, zu dem auch Boltenhagen gehörte. Plötzliche Kontrollen, Einschränkungen des Wassersports und Armeescheinwerfer, die nachts den Strand ableuchteten, gehörten zum Alltag. An diese Zeit erinnern seit vier Jahren Informationstafeln, deren Zahl immer noch wächst: Kürzlich wurde an der Seebrücke eine weitere Stele enthüllt.

    Sie soll Erinnerung an das Unrecht bewahren und anhand von Geschichten zeigen, welche Einschränkungen es im Alltag gab und wie weit die Kontrollen gingen. So wurden Saisonkräfte in der Gastronomie vor Arbeitsbeginn auf politische Zuverlässigkeit geprüft; durften Luftmatratzen und andere Schwimmhilfen in der Badesaison nur tagsüber genutzt werden.

    Auch an die Menschen, die trotz aller Gefahren die Flucht über die Ostsee wagten, erinnern die Tafeln. Der Letzte, dem die Flucht gelang, war im September 1989 Mario Wächtler. Der Sachse schwamm 19 Stunden in der Ostsee, bis ihn ein Fährschiff aufnahm und nach Travemünde brachte. Doch es gab auch viele Fluchtversuche, die tragisch endeten – ein Kapitel, das ebenfalls auf den Informationstafeln thematisiert wird.

    Hinter den Stelen steht das Projekt „Grenzenlos von Lübeck nach Boltenhagen“, das die Geschichte der Region sichtbar machen will. Ini­tiatorin Angela Radtke war bei der Enthüllung der Stele in Boltenhagen dabei.

    Foto: Bei der Enthüllung der Stele in Boltenhagen © Rainer Cordes