Consrader Dorfkirche hat im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Veränderungen bekommen
Wer kennt das nicht: Da steht ein schönes Haus in der Straße, hundertmal und öfter ist man schon vorbeigegangen. Aber was verbirgt sich hinter der Fassade? Welche Geschichten stecken hinter den Mauern, wer geht hier ein und aus? Denn schließlich sind Geschichten von Häusern immer auch Geschichten von Menschen. In dieser Serie wollen wir gemeinsam mit Ihnen hinter Fassaden blicken. Diesmal in die kleine Fachwerkkirche des Dorfes Consrade.
Auf den ersten Blick könnte die Consrader Dorfkirche als barocker Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert eingeordnet werden. Beim Eintauchen in die Geschichte der Kirche ergaben dendrochronologische Untersuchungen jedoch, dass das Kirchengebäude bereits aus der Zeit um 1470 stammt. Damit bestand die Kirche bereits eine ganze Weile, bevor sie im Jahr 1540 ihre erste schriftliche Erwähnung bei einem Besuch von Hezog Heinrich V. fand.
Aus den Aufzeichnungen des Besuchs ist außerdem zu entnehmen, dass die damalige Schreibweise des Ortes Culrade lautete. Im Laufe der Zeit wurde das Dorf am Rand der Lewitz mit insgesamt elf verschiedenen Schreibweisen bezeichnet, seit 1678 besteht nun die Form Consrade. In der Zeit ihrer ersten Erwähnung konnte das Kirchengebäude zwischen 80 und 100 Personen fassen, was der damaligen Einwohnerzahl des Ortes entsprach. Heute leben in Consrade um die 850 Menschen. 1543 wurde die Glocke gegossen, die bis heute erhalten geblieben und neben einer neuen Glocke von 2017 im Glockenstuhl an der Westseite der Kirche zu sehen ist. Im Jahr 1549 wurde in Mecklenburg die Reformation eingeführt, was den Mönchen in Reinfeld, denen Consrade zu dieser Zeit noch gehörte, nicht gefallen haben dürfte. 1560 enteignete Johann Albrecht die Mönche schließlich und das Dorf ging in den Besitz des Herzogs über.
Durch Enteignung und Vertreibung der Bauern verringerte sich die Einwohnerzahl erheblich. Nach dem 30-jährigen Krieg, während dem die Kirche keinerlei Erwähnungen fand, berichtete Pastor Foege bei einem Besuch im Jahr 1676 über ein undichtes Dach, welches er auch in Aufzeichnungen aus dem Jahr 1705 noch beklagte.
In der Zeit zwischen 1804 und 1818 kamen wiederkehrend Überlegungen auf, die Kirche abzureißen und die Gläubigen der Umgebung in der Plater Kirche unterzubringen. Glücklicherweise wurde dieses Vorhaben nie umgesetzt und im Jahr 1830 eine Sanierung begonnen, die ursprünglich mit 389 Talern veranschlagt wurde. Mit der Ansiedlung von Büdnern wurde neben den Reparaturarbeiten sogar eine Erweiterung der Kirche nötig, was die Kosten auf 600 Taler steigen ließ. Unter anderem wurde die Bedachung mit einem doppelten Steindach ersetzt, ein vergrößerter Glockenstuhl gebaut sowie mit dem Anlegen eines neuen Chores mehr Platz geschaffen. In den folgenden Jahren wurden weitere Einzelarbeiten, wie der Einbau von Petroleumöfen als erste Heizmöglichkeiten 1907 und der Anbau eines Schornstein 1931 durchgeführt.
In den Jahren von 1964 bis 1967 fand die Sanierung und Umgestaltung des Innenraums der Kirche statt, durch welche der Betrieb der Kirche zwei Jahre pausierte. 1965 wurde die Tauffünte aus Granit aufgestellt, die vor 1160 händisch mit der Stein-auf-Stein-Klopftechnik hergestellt und später durch einen Sockel ergänzt wurde. Am 28. Mai 1967 fand nach der Pause der erste Gottesdienst in der umgestalteten Kirche statt. Ein Jahr später wurden weitere zentrale Elemente ergänzt, die es auch heute in Consrade zu sehen gibt. Dazu zählen der neue Altar aus Granit sowie das Kruzifix und die vier Standkerzenhalter aus Bronze, die von Friedrich Preuss gefertigt wurden. Seit 1975 findet an der Südseite der vergrößerte Anbau Platz, der nun als Winterkirche und Sakristei dient.
Nach 32 Jahren ohne bauliche Veränderungen wurde 2007 der Förderkreis Kirche Consrade gegründet, der mit Unterstützung des Dorfes und zahlreicher Spender die Instandhaltungsmaßnahmen der folgenden zehn Jahre ermöglichte.
Laura Piontek