Manuela Weiland hat im Verein bei der Organisation den Hut auf – und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen
Jonglieren. Das ist ein passendes Wort für das, was Manuela Weiland jedes Jahr bei der Organisation des Schlossfestes tut. Sie muss immer mehrere Dinge gleichzeitig im Blick behalten und braucht viel Erfahrung. Und manchmal auch gute Nerven, denn hin und wieder greift Murphys Gesetz: Wenn vier Sachen schiefgehen können und du alle ausschließt, taucht urplötzlich eine fünfte auf. Die Besucher des Schlossfestes merken davon nichts: Wenn sich am 29. Juni um 10 Uhr am Bahnhof der bunte Umzug in Bewegung setzt, können sich Gäste auf ein rundum gelingendes Fest freuen.
Seit 2007 ist Manuela Weiland Mitglied des Schlossvereins. Inzwischen hat sie von Vereinsseite den Hut auf, wenn es um die Organisation des Schlossfestes geht. „Und ich mache es ja nicht allein“, schränkt sie sofort ein. Weil das Fest immer größer und größer wurde, sind inzwischen auch Stadtmarketing und Landtagsverwaltung wichtige Partner.
Zu den Schlossfreunden gekommen ist die Schwerinerin vor fast 20 Jahren über die Tanzgruppe. Das bedeutete hartes Training: Die alten Tänze sind nicht einfach zu lernen und zur Bundesgartenschau 2009 stand der erste große Auftritt an. Und dabei blieb es nicht: Schnell war Manuela Weiland auch im Vorstand und in der Vorbereitungsgruppe des Schlossfestes. „Organisieren liegt mir“, sagt die Schwerinerin, die fast 20 Jahre lang Büroleiterin des Bürgerbeauftragten war.
Einmal im Jahr wird die Zeitreise ins 19. Jahrhundert gefeiert. „Dennoch ist nach dem Schlossfest vor dem Schlossfest“, weiß die 59-Jährige. Schon im September ist das erste Treffen für die Veranstaltung im Jahr darauf. Allein die Arbeitsgruppen, deren Einsatz koordiniert werden muss, bedürfen eines dicken Stapels von Listen. Da gibt es die Tanzgruppe und die „Hofnadeln“, diejenigen, die eine Audienz beim Großherzog nachspielen, das Ankleiden zeigen und in der Fächersprache plaudern. In den Tagen vor dem großen Ereignis hat Manuela Weiland oft schlaflose Nächte. „Das liegt daran, dass ich im Kopf nochmal alles durchgehe und mir die Frage stelle, ob ich etwas vergessen habe.“ Am Tag des Fests bleibt zwar die Anspannung, aber sie darf dann endlich selbst flanieren gehen. Und wenn es auch außer dem Großherzog und seiner Gemahlin keine festgelegten Rollen gibt: Fragt jemand nach, antwortet Manuela Weiland, sie sei die kleine Schwester vom Großherzog – und damit auch königliche Hoheit. „Wenn ich im Vorfeld schon so viel organisieren muss, dann soll es wenigstens eine besondere Stellung sein“, sagt sie lachend. Schließlich muss die Position bei Hofe ja auch zu dem aufwendigen Kleid passen, das sie trägt und das wirklich besonderen Anlässen vorbehalten ist – allein den Reifrock zu bügeln, dauert zwei Stunden.
Bei anderen Freizeitaktivitäten braucht die Schwerinerin dann eher einen Helm als eine Krinoline: Sogar den Tandem-Gleitschirmflug und das Raften hat sie schon getestet. Sie liebt es, einmal im Jahr zum Wandern in die Berge zu fahren und genauso gern ist sie am Meer. Auch bei diesen Reisen mag es Manuela Weiland durchaus abenteuerlich – wenn sie zum Beispiel wie in diesem Jahr mit einem Dreimaster von den Kanaren über Marokko bis nach Spanien segelt. „Meine Tochter arbeitet in der Hotelbranche und oft sind wir so auch zusammen unterwegs“, sagt sie.
Mit dem Schlossverein geht es ebenfalls regelmäßig auf Reisen – dann natürlich zu Schlössern. Die Schweriner waren bereits in England und an der Loire und die Reisen sind jedesmal eine gute Gelegenheit, in die Geschichte einzutauchen. „Wir sind kein Kostümverein“, sagt Manuela Weiland, die angesichts der Welterbe-Entscheidung in diesem Sommer der Schweriner Bewerbung fest die Daumen drückt. Denn auch die Schlossfreunde engagieren sich seit Jahren für den Welterbe-Status – unter anderem durch Ankäufe von Kunst für das Schweriner Schloss.
Klar, dass da in jeder Woche zum eigentlichen Job in der Verwaltung noch einige Stunden ehrenamtlicher Arbeit dazukommen. Aber es gibt auch noch den Garten, der für die 59-Jährige ein guter Platz zum Abschalten ist. „Hier gehe ich buddeln, wenn mir alles zu viel wird“, sagt sie lachend. Oder sie schlüpft in die Laufschuhe und joggt eine Runde. Außer am Donnerstag. Dann ist „Oma-Tag“ – der Tag, an dem sie ihren kleinen Enkel aus der Kita holt und Zeit mit ihm verbringt. Denn das möchte sie um nichts in der Welt verpassen.
Katja Haescher