„Als Veranstaltungstechniker kann ich meinen Spieltrieb ausleben: Knöpfe drücken, Kabel zusammenstecken – und dann mal sehen, was passiert“, sagt Markus Dottermusch mit seinem jungenhaft verschmitzten Lächeln.
Seit 2019 arbeitet er beim Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin als Technischer Produktionsleiter und Konstrukteur. Sein Aufgabengebiet ist dabei wesentlich umfangreicher, als Knöpfe zu drücken und Kabel zusammenzustecken.
„Ich begleite die Bühnenbildentstehung über Konstruktion und Bau bis zum fertigen Bühnenbild für die Vorstellungen“, fasst er kurz zusammen. Er beginnt mit dem Entwurf am Computer und schaut am Ende, ob jede Schraube sitzt, wie und wo sie soll. Bei den Schlossfestspielen ist der 41-Jährige in erster Linie zuständig für die Bühne im Schloss-Innenhof, wo „Die Schildbürger“ das Publikum mit ihren Streichen unterhalten.
Zu den Schildbürgern hat Markus Dottermusch eine besondere Verbindung. „Meine Uroma stammt aus der Nähe von Schilda. So bin ich als Kind oft in dem Ort gewesen“, sagt er. Geboren und aufgewachsen ist er jedoch in Bernburg.
Als junger Bursche hatte er die fixe Idee, sich als Musiker durchs Leben zu schlagen. Er spielte Gitarre in einer Band, die auf vielerlei Festen in der Region mit bekannten Hits für Stimmung sorgte. Irgendwann nahmen ihn seine Eltern bei Seite und sagten: „Junge, das ist doch kein richtiger Job. Mach mal was Ordentliches!“
Dottermusch begeisterte sich schon als Jugendlicher für Tontechnik, kaufte sich mit 16 Jahren sein erstes Mischpult. Bevor dies zu seinem Lieblingsspielzeug wurde, war es der Stabilbaukasten. „Damit konnte ich mir bauen, was es sonst nicht gab“, schwärmt er. Zum Beispiel schraubte er sich einen Getränkeaufzug fürs Bett zusammen.
Also ein technischer Beruf sollte es auf jeden Fall werden. Er entschied sich für ein Maschinenbaustudium in Leipzig, das er 2007 begann und 2013 beendete. Nebenbei verdiente er sich etwas Geld in der Band, vor allem aber als Tontechniker.
Er hatte während des Studiums sogar eine Ein-Mann-Firma gegründet. Als Soloselbstständiger kümmerte er sich um den guten Ton bei den Shows vieler, sehr unterschiedlicher Künstler – von Schlager bis Rock, vom Gute-Laune-Sänger Achim Mentzel bis zur mexikanischen Elektro-Punk-Band Rabia Sorda.
Auch im Congress Center Leipzig begleitete er eine Reihe von Veranstaltungen, zum Beispiel sorgte er bei prominenten Politikern aus aller Welt dafür, dass sie zumindest akustisch gut zu verstehen sind.
2015 traf er einen alten Bekannten wieder, den Schlagzeuger der Jazzband FiJazzKo, der sich im Förderverein des Salzlandtheaters in Staßfurt engagierte. Er sagte: „Markus, hast du nicht Lust, mit deinem Rumtreiberleben aufzuhören und an einen festen Arbeitsort zu wechseln?“ Das Salzlandtheater suchte einen Technischen Leiter.
Dottermusch übernahm den Job. In dem Haus lag vieles brach, aber das Theater war dabei, sich wieder zu berappeln. Der Neuaufbau reizte ihn. „Es hat mir großen Spaß gemacht, dort komplett neue technische Konzepte aufzustellen: Ton, Beleuchtung, Elektroanlage, Datenverarbeitung – alles dabei“, erinnert er sich. Noch heute pflegt er gute Kontakte zum Salzlandtheater. Er bekomme Gänsehaut, wenn er höre, wie gut sich die Kulturstätte auch dank seiner damaligen Arbeit entwickelt habe.
Zu der Zeit wohnte er mit seiner Frau und der 2014 geborenen Tochter bereits in Leipzig. Da passte es gut, dass 2017 die Stelle des Maschinenmeisters an der Oper Leipzig frei wurde. In den ersten Wochen seines Engagements an der Stätte beendete er parallel sein Meisterstudium Veranstaltungstechnik.
Anfang 2019 gastierten die Oper Leipzig und das Gewandhausorchester mit „Tannhäuser“ 14 Tage in Hongkong. Markus Dottermusch durfte als Head of Kinetics dabei sein.
Da der Vertrag in Leipzig auf zwei Jahre befristet war, schaute er sich zum Ende des Zeitraums vorsorglich nach einer neuen Arbeitsstelle um. Bange, etwas zu finden, sei ihm nicht gewesen. Dafür gab es für einen qualifizierten Mann wie ihn eine zu große Auswahl.
Warum fiel die Wahl auf das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin? „Dafür gab es mehrere Gründe“, sagt Markus Dottermusch. „Zum einen konnte ich hier Maschinenbau und Bühnentechnik zusammenbringen. Zum anderen war ich schon immer so eine Wasserratte und hatte bereits ein kleines Segelboot. Und als Kind war ich Kanurennsportler. Ich habe immer gesagt, wenn in Waren an der Müritz ein Job als Techniker frei wird, dann ziehe ich dorthin um. Jetzt ist es sogar Schwerin geworden.“ Aus Leipzig habe die junge Familie ohnehin weggewollt, eine kleinere Stadt finde er angenehmer.
Kaum hier, hat sich Markus Dottermusch gleich wieder ein Segelboot zugelegt, einen Kleinkreuzer.
Die Freizeit verbringt er gern mit der Familie an der frischen Luft – vor allem um seine neue Wahlheimat im Nordosten Deutschlands zu erkunden. S. Krieg