In welchen Situationen packt Sie das Lampenfieber?
Ich selbst bekomme kein Lampenfieber. Wenn aber die Kinder aus meiner Theatergruppe auf der Bühne stehen, bin ich sehr aufgeregt – wahrscheinlich mehr als sie.
Was ist das Schönste an Ihrer Tätigkeit?
Ich mag die Vielfalt. Am Theater gibt es für alles einen Spezialisten: für die Kostüme, das Bühnenbild, das Licht, die Regie… Ich bin alles in einer Person und diese Balance zwischen den verschiedenen Tätigkeiten ist für mich das Schönste. Ganz viel Hilfe habe ich von den Eltern, sowohl vor als auch während der Vorstellung. Sie helfen beim Umziehen, stehen mit Tee hinter der Bühne, so dass am Ende alle gemeinsam beitragen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Was lernen Ihre Schüler in der Theaterklasse der Kreismusikschule und wie lässt sich Spielfreude wecken?
Aktuell unterrichte ich elf Kinder und Jugendliche, eingeteilt in drei Gruppen, damit es mit dem Alter besser passt. Wir machen anfangs Kennenlern-Spiele, denn die Kinder müssen vertraut miteinander umgehen, wie Geschwister. Die Kleinen sind von Anfang an auf der Bühne dabei, anfangs noch als Statisten, ohne etwas sagen zu müssen. So gewöhnen sie sich daran, auf der Bühne zu stehen, wo ihnen Menschen zuschauen. Bei den Proben versuche ich, selbst nicht so viel zu zeigen, sondern die Kinder aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen zu lassen. Dabei stelle ich Fragen wie: Wann warst du traurig? Wann hast du dich richtig gefreut? Wenn das Kind dann vom Besuch der Oma erzählt, die es schon lange nicht mehr gesehen hatte und die Augen strahlen, dann sage ich: Genau so musst du es machen!
Welche Inszenierungen gibt es in diesem Schuljahr und nach welchen Kriterien wählen Sie die Stücke aus?
Am 21. Mai steht im Theater Wismar „Jetzt wird‘s richtig paradiesisch“ auf dem Programm, ein Zweipersonenstück, das unsere ältesten Schüler, die schon Abiturienten sind, spielen. Es ist eine Komödie, in der es um Adams und Evas Rauswurf aus dem Paradies geht und dass sie sich erfolgreich wieder einklagen. Jeder von den beiden wird zwei Rollen spielen und weil auch die Kleinen gern mitmachen wollten, wird es viele tanzende Blümchen geben. Ein Gemeinschaftsprojekt aller in diesem Schuljahr war das Projekt „Es war einmal in Bagdad“, inspiriert von Geschichten aus 1001 Nacht. Allerdings haben wir umgeschrieben, weil es in orientalischen Märchen viele Männer und wenige Frauen gibt. Und das Auswahlkriterium ist einfach: Weg vom Alltag.
Was kann das Theater Menschen fürs Leben mitgeben?
Die Kinder und Jugendlichen lernen zu kommunizieren, es gibt ihnen Selbstbewusstsein und die Freiheit, etwas auszudrücken, was sie woanders so vielleicht nicht sagen können.
Wie ist Ihre Lust aufs Theater entstanden?
Ich habe schon immer gern gesungen und bin über mehrere Stationen und einen großen Zufall in Saratow in einen Studiengang „Musiktheater“ aufgenommen worden, den es nur alle fünf Jahre an der Hochschule gab. Schon an meinem ersten Tag dort habe ich gedacht: Jetzt bin ich zu Hause.
Interview: Katja Haescher