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Sie wünschte sich Frieden

Vor 80 Jahren wurde Marianne Grunthal von Nazis in Schwerin ermordet – wenige Stunden vor Kriegsende

Auch Familienmitglieder waren in diesem Jahr zur Gedenkveranstaltung nach Schwerin gekommen.
Auch Familienmitglieder waren in diesem Jahr zur Gedenkveranstaltung nach Schwerin gekommen. Foto: Rainer Cordes

Auf tragische Weise ist die Schweriner Stadtgeschichte mit der Lebensgeschichte Marianne Grun­thals verbunden. Die Lehrerin aus Zehdenick, die am 2. Mai 1945 mit einem Flüchtlingstreck in Schwerin eingetroffen war, hatte auf die Nachricht von Hitlers Tod gesagt: „Gott sei Dank, dann gibt es Frieden.“ Dieser Satz reichte zwei SS-Männern, um die 49-jährige auf bestialische Art umzubringen. Vor den Augen einer Menschenmenge knüpften sie die wehrlose Frau an einem Straßenbahnleitungsmast auf dem Bahnhofsvorplatz auf. Nur kurze Zeit später waren die Amerikaner in Schwerin, der Krieg für die Stadt beendet.

80 Jahre ist das inzwischen her. Zum Gedenken an Marianne Grunthal hatten Oberbürgermeister Rico Badenschier und Stadtpräsident Sebastian Ehlers am Sterbetag an den Gedenkstein neben den Bahnhof eingeladen. Auch Angehörige waren an diesem Tag nach Schwerin gekommen, um die Erinnerung an ihre Großtante wachzuhalten. Der Bahnhofsvorplatz, auf dem die grausige Tat geschah, trägt seit 1947 den Namen der ermordeten Lehrerin. Blumen werden jedes Jahr am 2. Mai zum Stein und auch zur Gedenktafel am einstigen Leitungsmast gebracht.

In diesem Jahr fuhr Oberbürgermeister Badenschier nach der Kranzniederlegung zusammen mit der Familie Marianne Grunthals nach Zehdenick, um dort zusammen mit Bürgermeister Alexander Kretzschmar eine Gedenktafel am letzten Wohnort der Lehrerin einzuweihen. Außerdem besuchten beide das Grab Marianne Grun­thals auf dem Zehdenicker Friedhof. Dorthin war die Urne 1946 überführt und in der Familiengrabstätte beigesetzt worden. Später erhielt das Grab die Inschrift „Ich wähnte schon den Frieden, doch mein Leben wurde ausgelöscht.“ Marianne Grunthal wurde ein letztes Opfer nationalsozialistischer Gewalt und Verblendung in Mecklenburgs Landeshauptstadt Schwerin.