Bis ins Mittelalter reicht die Geschichte der Jesendorfer Dorfkirche. Und wie bei allen Kirchen ist in dieser Zeit einiges verschwunden – und vieles hinzugekommen. Da wäre zum Beispiel die Uhr, die im Jahr 2019 in den Turm gezogen ist und deren Zifferblatt an der Fassade seitdem gut sichtbar die Zeit anzeigt.
Die Tafel hinter den Zeigern hat einen Durchmesser von 1,60 Metern und weist römische Zahlen aus – die Vier übrigens in der für Uhren ganz typischen Schreibweise „IIII“ anstelle der „IV“. Warum das typisch ist – darüber gibt es verschiedene Theorien. Die gängigsten: Es würde eine Verwechslungsgefahr mit der Sechs ausgeschlossen, außerdem habe sich die subtraktive Schreibweise erst spät durchgesetzt und nicht zuletzt sorge eine „IIII“ für optisches Gleichmaß auf dem Zifferblatt – mit dann 14 Zeichen in jedem Halbkreis. Und wie dem auch sei: Fest steht, dass sich die Jesendorfer mit der Uhr selbst ein Geschenk gemacht haben.
Möglich wurde dies dank einer Spendensammlung von Kirchgemeinde und Förderverein, Unterstützung über die Crowdfunding-Plattform des Energieversorgers Wemag und Hilfe von der Stiftung „Kirchliches Bauen in Mecklenburg“. Unterstützt wurde das Projekt vom 1. Mecklenburger Uhrenclub und dessen Initiative „Kirchturmuhren in Not“. Allerdings tickt im Turm nicht mehr die alte Mechanik, von der bei einer Bestandsaufnahme durch die Uhrenfreunde nur noch Reste gefunden wurden. Hier ließ sich nichts mehr reparieren, die auch nicht mehr ganz neue neue Uhr hat das Baujahr 1956.
Mindestens genauso spannend wie die Geschichte der Uhr ist die des Gotteshauses selbst, dessen Mauern einen stimmungsvollen Kirchenraum bergen. Barocke Wandmalereien, ein Beichtstuhl aus dem 17. Jahrhundert und ein barocker, an einem Seil schwebender Taufengel gehören neben Altar und Kanzel zu den sehenswerten Ausstattungsstücken. Der Taufengel wird heute noch genutzt – dafür kann er mit dem Seilzug auf „menschliches Maß“ gebracht werden.