Alfred Heinsohn. Das ist der Name eines Malers, der im Mittelpunkt einer bemerkenswerten Ausstellung im Kunstmuseum Schwaan steht. Noch bis zum 28. November können Besucher hier den Weg des Künstlers in die Moderne nachverfolgen – anhand von 112 Arbeiten und damit erstmals in einer Komplexität, die Ergebnis eines gemeinsamen Forschungs- und Ausstellungsprojekts der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MV und des Kunstmuseums in Schwaan ist.
Dass Heinsohns Bilder in Schwaan gezeigt werden, ist kein Zufall. Für die hier Ende des 19. Jahrhunderts begründete Künstlerkolonie spielte der Hamburger eine wichtige Rolle. „Er brachte die Moderne nach Schwaan“, sagt Heiko Brunner, der die Schwaaner Kunstmühle leitet, und nennt das Ausbrechen aus der Tradition, die neuen Sichtweisen Heinsohns, die Abkehr vom typischen Malgrund. „Anstelle einer Leinwand hat sich Heinsohn zum Beispiel einen Sack genommen, vielleicht sogar aus dieser Mühle“, sagt Brunner. Die Schwaaner Wassermühle beherbergt das 2002 eröffnete Museum, das sich der Künstlerkolonie widmet und deren Wirken und Impulse in wechselnden Ausstellungen thematisiert.
Nun also Heinsohn, ein Künstler, der laut Ausstellungskuratorin Dr. Kornelia Röder nicht nur regional zu begreifen ist – und dem ein fester Platz in der klassischen Moderne gebührt. Anhand der gezeigten Werke macht es die Schau Besuchern möglich, Heinsohns künstlerische Entwicklung nachzuvollziehen – allerdings im „Rückwärtsgang“, beginnend bei der fast schon abstrakten Ausdrucksweise zurück zur Gegenständlichkeit, die Heinsohns frühe Werke auszeichnet.
Der 1875 geborene Künstler lernte den Beruf eines Dekorationsmalers und studierte 1893/94 in Weimar. Von hier ging er mit seinen Mitstudenten Rudolf Bartels und Peter Paul Draewing 1889 nach Schwaan, wo er sich schließlich ein Haus baute und zwischen 1902 und 1910 lebte und arbeitete. „Impressionismus, Kubismus, Symbolismus – in der Kunst gab es viele Strömungen und Heinsohn war mittendrin“, sagt Dr. Kornelia Röder.
Aber – das streicht sie heraus – war er dabei niemals Kopist: Heinsohn griff die Inspiration auf und setzte sie eigenständig um. Dank des gemeinsamen Projekts der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen MV und des Schwaaner Kunstmuseums ist erstmals auch ein Werkverzeichnis entstanden, für das zahlreiche Bilder in Privatbesitz recherchiert werden konnten – ein Teil davon ist in der Ausstellung zu sehen, was deren Reiz zusätzlich unterstreicht.
Eine einmalige Gelegenheit also, Landschaften und Stadtlandschaften, das kleine Schwaan und das große Hamburg, Farbe und Form, durch die Augen eines Künstlers zu sehen, der aus seinen Eindrücken und Assoziationen eine neue Welt entstehen ließ.
Geöffnet ist die Ausstellung „Alfred Heinsohn – Maler der Moderne“ dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr.
Termine
- 29. August 2021, 11 Uhr, öffentliche Führung
- 12. September 2021, 11 Uhr, öffentliche Führung
- 17. September 2021, 18 Uhr, Vortrag
- 18. September 2021, 11 bis 17 Uhr, Workshop für Erwachsene