Leichtsinn im Urlaub kann genauso schaden wie zu viel Freizeitstress
Das ganze Jahr freuen wir uns auf den Urlaub. Endlich ausschlafen, am Strand faulenzen, in den Bergen wandern. Die Welt erscheint ganz himmelblau und nichts kann sie trüben. Oder sagen wir: Fast nichts. Denn manchmal führt Unbedachtheit dazu, dass die schönsten Wochen des Jahres sensationell danebengehen. Das beginnt schon mit zu großen Erwartungen: Der Urlaub ist kurz und deshalb muss der Tennisschläger genauso mit wie das Board fürs Stand-up-Paddling, das Volleyballnetz und das Mountainbike. Bei so viel Freizeitstress vergisst man aber schnell zu entspannen, auf den Sonnenuntergang zu schauen oder übers Meer. Dafür Zeit zu haben, ist heute fast schon ein größerer Luxus als der schnell gebuchte Tauchkurs.
Geradezu gefährlich kann es werden, wenn Urlaubsleichtigkeit zu Leichtsinn führt. Die Füße stecken zwar in Flip Flops, trotzdem geht es in die wildromantische Schlucht. Der Wetterbericht kündigt Unwetter an, aber so schlimm wird es schon nicht kommen – noch ist der Himmel in den Bergen ja ganz blau. Die Kinder haben gerade erst das Seepferdchen, aber die Wildwasserfahrt wird ihnen bestimmt Spaß machen. So verlockend alles klingt: Manchmal kann es nicht schaden, wenn neben den Schwimmflossen auch die Vernunft mit in den Urlaub reist.
Das gilt auch, wenn es darum geht, das allerschönste Selfie zu schießen. Menschen balancieren auf Geländern und an Abhängen, schlängeln sich durch chaotische Verkehrssituationen oder durch die Gitter von Tiergehegen. 2022 sollen weltweit mehr Menschen durch Selfies ums Leben gekommen sein als durch Hai-Attacken.
Und überhaupt das Smartphone. Klar ist es eine große Hilfe, wenn es darum geht, sich in unbekannten Orten zurechtzufinden, Tickets fürs Museum zu buchen oder den aktuellen Wechselkurs zu googeln. Nur manchmal kann einem die kleine Kiste den Urlaub ganz schön vermiesen. Nämlich dann, wenn der Bildschirm den Blick aufs Leben dahinter versperrt. Oder wenn man glaubt, den besten Urlaubsbewertungen hinterherreisen zu müssen und plötzlich mitten im Massentourismus landet.
Manchmal ist weniger einfach mehr.