Interview mit Svenja Preuss, 39, in der Reihe „Mecklenburger Köpfe“
Sie ist Inhaberin des Hotels Alter Speicher in Wismar.
Sehr geehrte Frau Preuss, was ist das Besondere daran, ein historisches Haus wie das Hotel Alter Speicher zu führen?
Wir sind ein Haus mit Charme und Geschichte, einzigartig und nicht von der Stange, das ist erstmal ein großes Privileg, aber natürlich auch eine Herausforderung, in einem historischen Haus wie unserem trotzdem einen hohen Standard anzubieten und immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu sein.
Sie leiten nicht nur das Hotel, sondern sind auch DEHOGA-Vorsitzende für Wismar und Umgebung. Was sind in dem Verband derzeit Ihre wichtigsten Aufgaben?
Die Gleichstellung von Ferienwohnungen und der Hotellerie. Die Bedingungen sind aktuell verschieden. Ferienwohnungsvermieter zahlen oft weniger Steuern und werden aufgrund der Größen auch kaum kontrolliert, zum Beispiel auf Einhaltung von behördlichen Auflagen und Mindestlohn. Wir wünschen uns für alle Anbieter im Tourismus die gleichen Regeln. Auch die Themen Bürokratie, Steuerbelastung und Fachkräftemangel beschäftigen unsere Branche sehr.
Wie bewerten Sie die Entwicklung des Tourismus in unserer Region, und was sind aus Ihrer Sicht hier die größten Herausforderungen?
Wismar ist bekannt, auch dank der Serie SOKO Wismar, wir haben eine tolle historische Altstadt zu bieten und sind UNESCO-Welterbe. Der Tagestourismus liegt aktuell knapp bei 2,5 Millionen Besuchern jährlich. Leider wachsen prozentual die Bettenkapazitäten aber stärker als die Gastübernachtungen, diese liegen nämlich nur bei knapp 380.000, davon gehen zirka 20 Prozent unseren Schätzungen nach an Airbnb und Co., das muss ein Ende haben. Bestehende Unternehmen müssen auch geschützt werden, und die Durchschnittsauslastung von knapp 45 Prozent bei Hotels in unserer Stadt sollte ein Anlass sein, sich anderen Projekten zu widmen als neuen Hotels und Ferienwohnungen. Besonders wichtig ist es auch, die Einheimischen mitzunehmen, sie dürfen sich in ihrer eigenen Stadt nicht als unwichtig empfinden, das muss Hand in Hand gehen. Ich denke, dass aktuell mehr Angebote geschaffen werden müssen, die auch den Einwohnern unserer Stadt zu Gute kommen, wobei das eine das andere ja nicht ausschließen muss.
Was gefällt Ihnen an Westmecklenburg besonders?
Die Weite unserer schönen Natur direkt an der Ostsee finde ich schön und besonders.
Sie kandidieren für die Bürgerschaft in Wismar. Was hat Sie dazu bewogen?
Ich denke, mir geht es wie den meisten: Einige Entscheidungen ärgerten mich, oder ich hätte anders entschieden. Und so bin ich zum Schluss gekommen, dass Meckern allein die Lage auch nicht verbessert. Also kandidiere ich jetzt für die Bürgerschaft und hoffe auf genug Stimmen am 26. Mai, um unser Wismar ein Stück besser zu machen.
Interview: Stefan Krieg