Im Gespräch mit Martin Liebknecht, 57 Jahre, Inhaber „Martins Backshop“, Dobin am See, Ortsteil Retgendorf
Sehr geehrter Herr Liebknecht, Ihr Geschäft in Retgendorf ist zwar dem Namen nach eine Verkaufsstelle für Brot und Brötchen, aber eigentlich doch viel mehr als das – für das Dorf sogar mehr als nur ein Laden, oder?
In den letzten 18 Jahren habe ich versucht, aus dem anfänglichen Backshop wieder einen Dorfkonsum zu machen, einen kleinen ländlichen Dialogstützpunkt mit all seinen schönen Seiten – von Mensch zu Mensch, Freund, Nachbar, Besucher – und das fast jeden Tag des Jahres.
Seit wann führen Sie den „Backshop“ eigentlich, und wie sind Sie dazu gekommen?
Angefangen habe ich – oder besser gesagt: der Gedanke reifte – im Jahr 2001: selbstständig machen mit Backwaren und Dingen des täglichen Bedarfs. Räumlichkeiten in Schwerin und dazu auch noch zu einem vernünftigen Mietzins zu finden: negativ. Die Mieten in den Nullerjahren waren schon ganz schön saftig für einen Gründer. Letztendlich fand ich die Räumlichkeiten samt Grundstück in Retgendorf: Der ehemalige Konsum war günstig zu pachten. Am 2. August 2002 war es soweit; nach Umbau, Renovierung, Existenzgründerseminar, dem Einholen aller Genehmigungen und und und eröffnete ich mein Geschäft in Retgendorf.
Sie stehen immer sehr früh auf, da Sie in der Woche um halb sechs mit dem Verkauf beginnen. Da müssen Sie Ihre Freizeitaktivitäten wohl eher in den Nachmittag verlegen. Was machen Sie da so?
Früh aufstehen tagein tagaus, ja das gehört auch bei einem Geschäft wie diesem dazu. Bei meinem 12-bis-14-Stunden Tag, fast jeden Tag in der Woche, bleibt nicht viel Zeit für Hobbys. Ich habe einen großen Garten mit vielen Blumen und Kräutern, Gemüse und Früchten, einen Hühnerhof, eine große Wiese mit Enten und Gänsen für die Weihnachtszeit, ein paar Puten, Sittiche und Katzen. Ich schätze, das ist Hobby genug.
Was war Ihr Traumberuf als Kind und warum?
Ich wollte schon als Kind mit Tieren arbeiten, am liebsten mit Pferden, oder im Zoo. Ich bin gebürtiger Schweriner, aber als Kind südlich von Rostock bei meiner Großtante in Spotendorf aufgewachsen, einem Dorf mit allem Drum und Dran! Es kam anders. Ich lernte Fliesen- und Natursteinleger, später dann Kaufmann, Restaurantfachkraft, Barkeeper, Koch und Bäcker. Meine heutige Tätigkeit beinhaltet daher alles Erlernte – passt.
Was mögen Sie an der Region Westmecklenurg, und was könnte hier verbessert werden?
Mit meinen Augen betrachtet liegt Westmecklenburg ziemlich zentral, die Ostsee nebst Rostock und Wismar um die Ecke – inklusive Autobahnanbindung in die Welt. Schwerin, wo ich bis 2008 gewohnt habe, ist einen Katzensprung entfernt, und nach Hamburg und Berlin ist es auch nicht weit. Infrastruktur ist immer ein sensibles Thema, ich bin ein kleines Rädchen darin, ich wünsche mir für meine Freunde, Nachbarn, Kunden, Urlauber und Besucher, dass die Politik alle Faktoren mit unser aller Hilfe im Auge behält, zum Beispiel Busverbindungen, Ärzte im ländlichen Raum, Erhaltung und Ausbau der Rad- und Wanderwege. Interview: Stefan Krieg
Foto: © S. Krieg