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Zibeben

Was sind eigentlich Zibeben? Rötliche, wenn ich schon mal dabei bin. Damit, verkündete nämlich Dichter Christian Morgenstern in seinem Möwenlied, würde er Möwen gern füttern – zusätzlich zum Roggenbrot. Da sage ich nur: Roggenbrot ja, Zibebe nein. Ich picke doch nichts, was ich nicht mal richtig aussprechen kann. „Du bist echt verpeilt, Alter“, meinte mein Buhnennachbar. „Zibebe ist ein anderes Wort für Rosine. Musste nur einmal ins Netz tauchen, da steht‘s. Und Rosinen schmecken doch!“

matti sagt ...

Da hatte er natürlich Recht. Dennoch brachte es mir wieder diese sprachliche Haute Cuisine in den Sinn, die gerade in Speisekarten grassiert. Da ist dann plötzlich von faschierten Laibchen an Kartoffelstampf, Zuckerschoten und Mini-Karotten die Rede. Klingt nach mindestens zwei Sternen! Der Kellner brachte mir dann Kartoffelbrei mit Klops und Mischgemüse, so hieß das zumindest immer bei meiner Oma. Und bei ihr hat es ehrlich gesagt auch besser geschmeckt. Aber nein, Bratensaft ist plötzlich Jus, Mehlpampe mit Milch Béchamel und der Schnaps nach dem Essen ein Digestif. Aber was soll‘s, ich kann mich ja anpassen. Als ich neulich so versonnen auf einen Vorgartenteich schaute, oder genauer gesagt auf die Fischbeilage darin, sprach mich jemand an: „Na, hast du Lust auf einen Hering?“ Hering, hoho, das ist ja wohl ein bisschen zu einfach! Eine Möwe von Welt, wie ich eine bin, taucht nur noch nach Goldfischen.

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)