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Einen Platz im Leben finden

Roman Peter kümmert sich als Heilerziehungspfleger in Dobbertin um guten Start für junge Leute

Der Heilerziehungspfleger Roman Peter begleitet an der Theodor-Fontane-Schule im Kloster Dobbertin Jugendliche mit geistiger Behinderung. Der 41-jährige, der vorher viele verschiedene Tätigkeiten ausgeübt hat, findet in seinem abwechslungsreichen Job eine große Befriedigung. „Hier möchte ich gerne bleiben!“ sagt er.
Kurz nach halb acht beginnt Roman Peters Tag an der Theodor-Fontane-Schule. Als erstes schaut er auf den Vertretungsplan und liest dann am Rechner die dokumentierten Ereignisse seiner Kollegen, die im Wohnbereich der Kinder und Jugendlichen arbeiten. „Unsere Einrichtung ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung: Alle Schüler haben also eine geistige, manche zusätzlich eine körperliche Behinderung. Ein Teil der Kinder und Jugendlichen ist auf dem Klostergelände untergebracht, unweit der Klassenräume. Diese hole ich vor dem Unterricht dort ab“, berichtet der Heilerziehungspfleger. „Viele Kinder haben ein großes Mitteilungsbedürfnis. Daher beginnen wir jeden Schultag kurz nach acht Uhr mit einer Morgenrunde, wo wir darüber reden können, was sie bewegt.“ Erst danach fängt der Unterricht nach Stundenplan an. Er erstreckt sich über den Vormittag und den frühen Nachmittag. Die Lehr- und Betreuungskräfte planen dabei ausreichend Pausen ein. Denn die Konzentrationsspanne der Schüler ist individuell. Roman Peter ist als „unterstützende pädagogische Fachkraft“ in einem Team mit einer Pädagogin und zwei Integrationsfachkräften für eine Gruppe von sieben Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren zuständig, die auf der Berufsschulstufe lernen. In der Regel liegen die kognitiv anspruchsvolleren Fächer auf dem Vormittag. Nachmittags, wenn die Energie der Schüler nachlässt, stehen pädagogisches Spielen, Mobilität, Medienzeit und eine Auswertung des Tages auf dem Plan. Gegen 14 Uhr, nach Unterrichtsschluss, erinnert er die Jugendlichen an den Klassendienst: Sie leeren die Mülleimer, fegen aus, schließen die Fenster. Dann begleitet er sie hinunter zum Wohnbereich oder wartet mit ihnen auf den Fahrdienst, der sie nach Hause bringt. Manchmal kümmert sich der Heilerziehungspfleger noch um die Kinder in der Ganztagsbetreuung, bereitet Angebote vor und dokumentiert im digitalen Klassenbuch. Die Klassenleiter stellen individuelle Förderziele für jeden Schüler auf, halten die Fortschritte in Entwicklungsberichten fest und schreiben am Ende jeder Etappe Textzeugnisse – Worturteile ohne Noten. Bevor Roman Peter selbst nach Hause fährt, lässt er sich oft an einem der umliegenden Seen nieder und angelt. Noch wohnt der 41-jährige in Zehna, aber bald wird er mit Frau und Söhnchen ein Haus in Goldberg beziehen.
Nach einem rastlosen Berufsweg mit vielen Stationen ist Peter, der in Teterow geboren wurde und in Gnoien aufwuchs, nun dort angekommen, wo er bleiben will. „Alles, was ich bisher gelernt habe, kann ich hier anwenden.“
Viele Tätigkeiten Roman Peters hatten mit Kreativität zu tun: Nach einer Ausbildung zum Maler und Lackierer besuchte er eine Berufsfachschule für Grafikdesign, war in einer Werbeagentur in Rostock tätig und ist heute noch nebenberuflich mit „Kunst am Bau“, wie er es nennt, in seiner Freizeit beschäftigt. Von Rostock zog er nach Güstrow, arbeitete ehrenamtlich im dortigen Krankenhaus, begann eine Ausbildung zum Altenpfleger und ging doch zunächst in die Denkmalpflege. Danach folgten eine Qualifizierung zur Geprüften Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, eine Tätigkeit als Hilfskraft in der Pflege und die berufsbegleitende Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. „Das zum Diakoniewerk Kloster Dobbertin gehörende psychosoziale Wohnheim, wo ich den praktischen Teil der Ausbildung absolvierte, schloss 2019 und so wechselte ich hierher, an die Schule“, erzählt Roman Peter. Er liebt das Arbeiten hier, weil sich ein ganzes Team aus unterschiedlichen Professionen darum kümmert, dass sich die Kinder individuell entwickeln. Roman Peter freut sich, dass die Schule ein wertschätzendes Miteinander hat: „Am Ende geht es darum, dass wir die Schüler darauf vorbereiten, ihren Platz im Leben zu finden. Was den Beruf angeht, kann das eine Beschäftigung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder in glücklichen Fällen auch mal auf dem ersten Arbeitsmarkt sein.“

Beate Diederichs