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Ich bin kein ängstlicher Mensch

Thomas Frost ist Wolfspädagoge, Politiker und mehrfacher Vater

Thomas Frost mit einem seiner Wolfhunde Foto: B. Diedrichs

„Umwelt- und Artenschutz und Familie – das sind meine Lebensthemen“, sagt Thomas Frost. Der 38-j.hrige gebürtige Strausberger, der seit über zehn Jahren in Mestlin nahe Goldberg wohnt, hat dabei schon viele Dinge angepackt. Angst vorm Scheitern empfindet er nicht. Erfolge und der Wille, gegen Ungerechtigkeiten zu k.mpfen, treiben ihn an.
Die Sonntagvormittage in der warmen Jahreszeit zeigen, auf welchen tragenden S.ulen die Welt des Thomas Frost ruht: Frühmorgens f.hrt er von seinem Haus aus los, das er im ehemaligen DDR-Musterdorf Mestlin in der N.he von Goldberg gekauft hat. Dort wohnt er mit Frau und fünf Kindern. Auf dem Grundstück leben neben Hasen und Enten die Vierbeiner, die dem 38-J.hrigen besonders am Herzen liegen – die Wolfhunde „Dakota“, „Hawk“, „Ghost“ und „Lakota“. Heute l.sst er „Ghost“ und seinen Vater „Dakota“ in die Hundetransportbox seines Autos steigen, auf dem „Wolfsp.dagoge“ steht. Dann f.hrt er zum Flohmarkt nach Malchow. W.hrend er kurz vor acht Uhr zwischen den St.nden umhergeht, sammelt sich bereits ein kleines Grüppchen Leute an einem Schild auf dem Flohmarktgel.nde. Sie haben sich für die Wanderung „Wie tickt der Wolf“ mit Thomas Frost angemeldet. Bei dem etwa zweistündigen Rundgang erl.utert der Wolfsp.dagoge ihnen, wie sich der Beutegreifer verh.lt, wie bedeutsam er für die Natur ist und wie man ihm gegenübertreten sollte. Dabei demonstriert er typische Verhaltensweisen am Beispiel der beiden Wolfhunde: „Dakota“ und „Ghost“ sind Tiere, die jeweils einen Anteil Hund und einen Anteil Wolf in sich tragen.
„Mit echten W.lfen zu arbeiten, w.re Tierqu.lerei, da sie nicht beim Menschen sein wollen“, sagt Thomas Frost. Am Ende zeigt er, wie man einen wirksamen Herdenschutzzaun aufstellt, damit der Wolf Schafe oder Ziegen nicht rei.en kann. Als die beiden vierbeinigen Begleiter wieder in ihrem Transporter verschwinden, schaut Thomas Frost seinem „Dakota“ ein wenig wehmütig hinterher. Der 13-j.hrige Tschechoslowakische Wolfhund war heute zum letzten Mal bei den Spazierg.ngen dabei.
Auch wenn er noch fit ist: Mit 13 Jahren darf er nun in den Ruhestand gehen. Thomas Frost schlie.t den Transporter, verabschiedet seine G.ste und f.hrt los. Für den zupackenden Enddrei.iger ist im Laufe der Jahre das zusammengewachsen, was ihn antreibt: Als Vater und ehemaligen Kita- Leiter bewegt ihn natürlich das Thema Familie und Bildung. Von dem – zumindest in unseren Breiten – grauen Beutegreifer ist Thomas Frost seit einem Schlüsselerlebnis in der Kindheit fasziniert: Er sei als Sechsj.hriger w.hrend eines Zoobesuchs seinen Eltern entwischt, habe seine Hand durch das Gitter des Wolfsgeheges gesteckt und eins der Tiere gestreichelt, erz.hlt er. „Danach gab es für mich nur noch den Wolf.“
Der gebürtige Strausberger hatte in seinem bisherigen Leben keine Scheu, verschiedene T.tigkeiten auszuprobieren. „Ich bin generell kein .ngstlicher Mensch. Dass man auch mal scheitert, wenn man etwas anpackt, geh.rt dazu.“ Nach der Mittleren Reife und einer Ausbildung zum Werkzeugmechaniker ging er für acht Jahre als Soldat auf Zeit zur Marine, war unter anderem in Rostock, Wilhelmshavenund Kiel stationiert. „Damals plante ich, in der N.he meines Wohnortes Markgrafenheide ein Waldstück zu pachten und dort ein Husky-Rudel aufzubauen, mit dem ich nach meiner Bundeswehrzeit Touren mit dem Trainingswagen anbieten wollte. „Dakota“ war der erste der Hunde, die ich damals kaufte“, berichtet Thomas Frost. Da an der Küste kein geeignetes Grundstück zu bekommen war, suchte er weiter südlich und fand das gewünschte Areal in Mestlin. 2010 zog er dorthin und pendelte für den Rest seiner Dienstzeit t.glich nach Rostock. Parallel begann er, Flohm.rkte zun.chst in Mestlin, dann auch in der Region zu veranstalten. Die Idee der Husky- Touren verwarf er dann als nicht praktikabel und verkaufte zwei der Tiere. „Dakota“ und ein Husky blieben übrig, der inzwischen gestorben ist. Mit einer Wolfhündin, die Frost 2018 von einem Veterin.ramt aus Thüringen übernahm, zeugte „Dakota“ zweimal Nachwuchs.
Der Gro.teil der Welpen wurde verkauft, au.er „Lakota“, „Ghost“ und „Hawk“. Etwa zu dieser Zeit hatte Thomas Frost die Idee, Wolfhundeführungen anzubieten. Seit 2019 ist Frost offiziell als Wolfsp.dagoge angemeldet. Damit, dass er für sein Tun von Wolfsgegnern angefeindet und teils auch bedroht wird, ist er vertraut. Wenn er daher zu Tierhaltern f.hrt, um ihnen vor Ort zu zeigen, wie wirksamer Herdenschutz geht, tut er das auf Wunsch diskret. Auch in Kitas und Schulen kl.rt Thomas Frost bei Bedarf über den Wolf auf. Hier kommen ihm sein Wissen und seine Erfahrung aus seiner Ausbildung zum Erzieher und den T.tigkeiten als Leiter zweier Kitas zugute.
Bei seinen unterschiedlichen Aktivit.ten kommt der Wahl-Mecklenburger viel herum. Die ungerechten Machtverh.ltnisse in unserer Gesellschaft fallen ihm dabei immer wieder auf – und er st..t sich daran. Gegen diesen Missstand engagiert er sich politisch. Zun.chst war er Mitglied der SPD, wollte 2021 für diese auch für den Landtag kandidieren. Nach „unsauberem Umgang“ mit ihm vor seiner Kandidatur, so formuliert er es, trat er aus – und als parteiloser Einzelkandidat an, mit überschaubarem Ergebnis, was ihn nicht überraschte. Doch dies hat Thomas Frost nicht demotiviert, im Gegenteil: 2024 m.chte er für den Kreistag kandidieren und auch bei der n.chsten Landtagswahl wieder dabei sein. Unter anderem will er sich dafür einsetzen, dass sich die Betreuung und Bildung von Vorschulkindern .ndert. Um auf sich aufmerksam zu machen, setzt Frost vor allem auf seine Pr.senz in den sozialen Medien. Diese habe er in den letzten zwei Jahren um das Zwanzigfache steigern k.nnen. „Ich bin stolz darauf, das erreicht zu haben. Die Leute h.ren mir zu!“

Beate Diedrichs