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Öxl – Musik, die menschen ermutigt

Öxl, der mit bürgerlichem Namen Victor Marnitz heißt, hat schon immer Musik gemacht – angefangen hat er im Kindesalter auf dem elterlichen Klavier. Und das ganz ohne Unterricht: Mit Hilfe von Tutorials hat er sich alles selbst beigebracht. Heute füllt der Autodidakt, der vor wenigen Jahren noch mit seiner Gitarre die Wismarer Fußgängerzone bespielte, große Konzertsäle. Im Juni startet seine erste Deutschlandtour.
Doch sein Weg war kein einfacher. Mit 18 ereilte ihn ein schwerer Schicksalsschlag: Marnitz erhielt die Diagnose Krebs. Für die Abiturprüfungen lernte er damals im Krankenhaus. Er überstand die schwere Krankheit und segelte infolge mit der Sea Cloud ein halbes Jahr über den Atlantik. Nach seiner Rückkehr stand er vor der Entscheidung, wie es in seinem Leben weitergehen sollte. Zunächst überlegte er, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Jura zu studieren. „Angesichts der Erkrankung ploppte jedoch immer wieder die Frage auf: Was würdest du tun, wenn du nur noch fünf Jahre zu leben hättest?“, gesteht der heute 27-Jährige und fügt hinzu: „Da nicht gesagt ist, dass der Krebs niemals wiederkommen wird, ist diese Frage für mich seither ziemlich real.“ Deswegen folgte Marnitz seinem inneren Ruf, der ihn nicht in den Hörsaal, sondern als Singer-Songwriter auf die Straße führte. In der Wismarer Fußgängerzone begann er seine Karriere als Straßenmusiker und fand bald eine treue Fangemeinde. Etwa drei Jahre später, 2019, durfte er erstmalig in der St.-Georgen-Kirche zum skandinavischen Julfest, mit welchem die Hansestadt an ihre schwedische Vergangenheit erinnert, ein Konzert vor großem Publikum spielen. Aufgrund der unerwartet hohen Nachfrage wandelten die Veranstalter das Fest namentlich zu einer Öxl-Konzertveranstaltung um, welche mit über 700 Plätzen unversehens ausverkauft war.

ÖXL
Singer-Songwriter Victor Marnitz alias ‚Öxl‘ folgt seiner Leidenschaft. Foto: Ulrike Pawandenat

Der junge Musiker hat sich weit aus seiner Komfortzone gewagt. Es fiel ihm nie leicht, auf der Bühne zu stehen. „Anfangs habe ich enorme Angst davor gehabt, auf der Straße Musik zu machen“, gibt er zu. „Aber der Weg ist oft da, wo die Angst ist – genau das möchte ich Menschen mit dem, was ich tue, vermitteln“, erklärt der Solo-Künstler, der andere mit seinen Songs ermutigen will, an die eigenen Träume zu glauben und zu sich selbst zu finden. In seinen mitreißenden Liedtexten verarbeitet er alle möglichen Themen, die ihn bewegen – häufig geht es um die Liebe und um uns selbst – beispielsweise darum, dass wir den Rasen des Nachbarn grüner empfinden, als den eigenen. Der von Marnitz‘ warmherziger Stimme geprägte Sound geht unter die Haut – Lieder wie „Kleiner Prinz“, „Ein Tag in deinen Schuhen“ oder „Frei“ haben es ins Radio geschafft.
Als Multiinstrumentalist steht der gebürtige Wismarer stets allein auf der Bühne. Seine Instrumente – Klavier, Gitarre und Drums – spielt er mit Hilfe einer Loop-Station ein. Die Maschine zeichnet Tonspuren auf und gibt sie in Endlosschleife wieder. Durch Überlagerung können die verschiedenen Instrumente gleichzeitig abgespielt werden. „Alles ist live und direkt eingespielt – so kann ich allein und unabhängig unterwegs sein“, erklärt der aufstrebende Künstler, der außerhalb von Konzerthallen auch für Firmenfeiern, Hochzeiten oder Wohnzimmerkonzerte gebucht wird. Auf die Frage, wo er sich in fünf Jahren sieht, erwidert er strahlend: „In fünf Jahren werde ich im Idealfall einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands sein“. Und: „Ich habe ein festes Ziel vor Augen – ich möchte einmal in der Royal Albert Hall in London spielen. Wenn ich das schaffe, hätte es eine große Signalwirkung. Dann bekommt die Botschaft ‚Glaub an deine Träume‘ eine beispielhafte Gültigkeit“, bekräftigt der Sänger, Musiker und Songschreiber, der von Haus aus keinerlei Kontakte zur Musikszene hatte.
Victor Marnitz ist ein ausgesprochen optimistischer Mensch. Über seine Erkrankung denkt er, dass sie zu seinem Weg dazugehörte. Ihm ist bewusst, was viele verdrängen – dass seine Zeit begrenzt ist. „Wenn ich mir vorstelle, dass ich sterbe, weiß ich, dass ich Gas gegeben habe“, triumphiert er. Sein Vorgehen folgt einem einfachen Prinzip: Er setzt sich Langzeitziele und unternimmt konsequent alle notwendigen Schritte, um dorthin zu gelangen.
Im letzten Jahr rief er ein zusätzliches Projekt ins Leben: sein eigenes Café, eine gesunde Snackbar in der Mecklenburger Straße in Wismar. Seit seiner Erkrankung ist gesunde Ernährung für ihn ein wichtiges Thema. Auf die Idee kam er während eines längeren London-Aufenthalts: „In London gibt es überall kleine Buden, wo man Superfood auf die Hand bekommt“, entsinnt er sich. „BrÖxls“ nennt er seine speziellen Panini, daneben gibt es u.a. frische Smoothies und ab dem Sommer auch einen Weinausschank. Der Laden, der über eine kleine Terrasse verfügt, wird ab Mai vergrößert, sodass es auch drinnen genug Platz zum Sitzen gibt. Viel Zeit, selbst hinter der Theke zu stehen, bleibt ihm allerdings nicht: Bald schon startet der Ticketverkauf zu seinem nächsten großen Konzert in Rostock am 21. Juni. Es bildet den Auftakt seiner Deutschlandtour, die ihn u.a. nach Schwerin, Berlin, Magdeburg, Leipzig, Köln und Nürnberg führt.
Was sich eigentlich hinter dem ausgefallenen Namen ‚Öxl‘ verbirgt, bleibt sein Geheimnis. Er wird es lüften, wenn er eines Tages in der Royal Albert Hall spielt.
Laura Prüstel
www.oexlstreetmusic.de

Einstiger Wismarer Straßenmusiker ,Öxl‘ geht mit inspirierender Musik erstmalig auf Deutschlandtour