Zum Inhalt springen

Provisorisch

Alles neu macht der März. Sagt man doch, oder? Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass in so manchem Privathaus gerade Baustellen entstehen. Neulich erst erwähnte ein guter Freund das ungute Gefühl, das ihn ergreift, wenn seine Frau einen Satz mit „Man müsste mal …“ beginnt. Man was so viel heißt wie Mann was soviel heißt wie er. Man müsste mal wieder die Küche malern. Die Lampe im Flur reparieren. Den Keller aufräumen. Die einzig angemessene Reaktion, sagt mein Freund, sei in diesem Fall der Satz: Natürlich, Schatz, in welcher Farbe hättest du es denn gern?

Matti sagt

Indes habe ich meine Zweifel, dass es immer zu so prompten Lösungen kommt. Ich kenne einen Haushalt, in dem eine Schwimmflosse als Türstopper dient. Wurde beim Umzug dort hingelegt, weil gerade nichts anderes zur Hand war, damals, vor zehn Jahren. Oder der schwere Stuhl, den eine Bekannte immer vor ihren Back­ofen schiebt, weil die Klappe nicht mehr richtig schließt. Eigentlich, sagt sie, will sie schon lange den Monteur ihres Vertrauens anrufen. Der sei aber inzwischen Rentner, wie sie erfuhr, als sie es endlich versuchte. Gar nicht zu reden von dem gefalteten Stück Pappe unter dem vorderen Fuß des Wohnzimmerschranks, der alten Kis­te neben dem Sofa, die den Beistelltisch ersetzt und dem Flipchart-Blatt, das der Blickdichte wegen ans Badezimmerfenster gepflastert wurde. Es ist eben nichts so beständig wie ein Provisorium. Eigentlich müsste man mal … Aber wo anfangen?

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)