Wo haben Sie Plattdeutsch gelernt und was gefällt Ihnen an der Sprache?
Ich habe es in meinem Elternhaus in Warin gelernt – durch Zuhören. Meine Eltern
haben untereinander Platt gesprochen, auch mit Oma und Opa, aber nie mit uns Kindern. Mein Vater sagte immer: Ihr sollt es einmal besser haben. Er hatte in der Schule erst Hochdeutsch lernen müssen und ihm standen später noch die Haare zu Berge, wenn er daran dachte. Später, als ich aufgehört habe zu arbeiten, bin ich zu einem Kurs ins Seniorenbüro gegangen. Andere haben Englisch gelernt, ich Plattdeutsch. Mir gefällt an der Sprache, dass sie so urwüchsig ist. Ich fühle mich gleich wohl damit und wenn zwei Leute zusammenkommen, die Platt sprechen, ist sofort eine Ebene da.
Wie sind Sie zum „Plattdüütsch Kring“ gekommen und was gefällt Ihnen daran?
Das hat sich ergeben, weil ich viel mit der Gitarre unterwegs war – zum Beispiel habe ich in Seniorenheimen Programme mit plattdeutschen Liedern angeboten. Der „Plattdüütsch Kring“ suchte jemanden, der ein bisschen Musik machen kann und seitdem bin ich dabei. Mit den Jahren ist der Kreis immer kleiner geworden und deshalb sind wir jetzt mit unter das Dach des Klöndör-Vereins vom Freilichtmuseum Mueß geschlüpft. Jeweils am letzten Donnerstag des Monats laden wir als „Plattdüütsch Kring tau Schwerin“ zu einer Veranstaltung ins Schleswig-Holstein-Haus ein, meist mit einem plattdeutschen Autoren oder Unterhalter als Gast. Zweimal im Jahr, zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit, gestalten wir den Abend selbst. Unsere Zuhörer, von denen viele 80plus sind, lieben die plattdeutschen Geschichten, gerade auch die neuen. Am 27. Juni um 16 Uhr kommt zum Beispiel Klaus Kronke, ein Autor, der zu künstlicher Intelligenz,
E-Autos und anderen Entwicklungen des modernen Lebens einiges zu sagen hat.
„Es ist gut, dass Plattdeutsch auch an Schulen unterrichtet wird.“
Was kann man Ihrer Meinung nach tun, um die plattdeutsche Sprache zu fördern?
Das ist sehr schwer und ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Gut ist natürlich, dass Platt inzwischen auch in den Schulen unterrichtet wird und Lehrer dafür ausgebildet werden – wenngleich es meiner Meinung nach zu wenige sind. Außerdem haben die Kinder zu Hause oft gar keinen Bezug zu der Sprache und dadurch auch nicht das Interesse – das sehe ich an meinen eigenen Enkeln. Was mir nicht gefällt ist die Diskussion darüber, dass der eine möglicherweise etwas richtig sagt und der andere falsch. Immer, wenn ich von Älteren gehört habe: „Ihr könnt es ja gar nicht richtig“, dann habe ich gesagt: Ihr sprecht es ja auch nicht mit uns.
Ihr liebstes plattdeutsches Wort?
Da gibt es viele, aber ich denke, es ist „figelinsch“. Das bedeutet so viel wie komisch, albern, hinterlistig. Mit einem einzigen Wort lässt sich das gar nicht beschreiben. Auf jeden Fall kommt dieses Wort relativ häufig zum Einsatz, wenn ich einmal in der Woche mit Freunden Skat spiele. Da heißt es dann oft: „Du spälst ja hüt wedder figelinsch.“
Interview: Katja Haescher