
Ehrlich Leute: Bin ich froh, dass ich fliegen kann. Zwei, drei Flügelschläge, ein bisschen Luft unter die Federn und ab geht‘s. Bei anderen Fortbewegungsarten ist dagegen noch deutlich Luft nach oben. Im Nahverkehr weiß man ja in letzter Zeit nicht, ob und wann etwas fährt – und wenn ja, in welche Richtung. Die Schweriner Straßenbahn rollt den Wittenburger Berg zum Beispiel gerade von unten auf und ich bin sehr froh, dass mir meine Eltern beigebracht haben, nach links und rechts zu gucken.
Leider scheint dieses Wissen gerade verloren zu gehen. Es ist einfach so, dass die Blickrichtung des durchschnittlichen Homo sapiens leicht nach unten geht – dahin, wo das Smartphone ist. Alles auf diesem kleinen Bildschirm scheint interessanter zu sein als das wirkliche Leben, obwohl es auch das in Farbe und 3D gibt. Dir erzählt einer was? Nicht so spannend wie der Chat mit dem Typen, der gerade nicht neben dir steht. In Straßenbahn oder Bus aus dem Fenster gucken? Ungefähr so altmodisch wie lineares Fernsehen und sicher auch vertane Zeit, in der du locker drei Aliens in die Luft jagen, zwei Videos posten und eine neue Zahnbürste bestellen kannst. Ach, hör auf zu kreischen und mach dich locker, sagen meine Bekannten mit Blick aufs Handy. Hier, guck mal, was es für tolle Urlaubsorte gibt, da kannste mal entspannen. Vielleicht fliege ich wirklich mal los. Ich darf nur mein Telefon nicht vergessen, damit ich auch alles auf Instagram teilen kann.
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)