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Ameisenhaufen

Das neue Jahr ist schon wieder ein paar Wochen alt. Und die guten Vorsätze laufen: ein straffes Sportprogramm, eine lebensverändernde Ernährungsumstellung und volle Konzentration im Job – so soll es sein! Zumindest wenn es nach den Menschen geht. Wenn ich meine Runden mache, sieht das von hier oben ganz schön aufregend aus. Wie ein riesiger, wuseliger Ameisenhaufen, in dem alles nach Plan läuft, aber das Befinden des Einzelnen gar nicht so wichtig ist. Doch ich will gar nicht urteilen. Zu gerne stürze ich mich mitten hinein und schnappe mir das eine oder andere Fischbrötchen, auf welches im wilden Treiben zwischen Arbeit und Fitnessstudio gar nicht so richtig geachtet wird. Da nehme ich natürlich gerne etwas ab.

Matti sagt

Doch es gibt auch langsame Ameisen im Haufen: Meistens etwas betagte Menschen, deren Hauptfedern schon silbrig glänzen, beobachte ich häufig in Strandkörben sitzend und aufs Meer hinaus schauend. Gelegentlich verspeisen sie eins meiner heiß geliebten Fischbrötchen und zwar mit solcher Achtsamkeit, dass ich gar keine Chance ab, mich dazwischen zu drängen. Da kann ich meine Kreise ziehen, solange ich möchte. Sie essen so wahnsinnig langsam, dass es beinahe schon genießerisch aussieht…
Vielleicht ist es etwas verspätet, aber ab jetzt nehme ich mir für das neue Jahr vor, auch einfach mal langsamer zu machen und mich von den Winden an unerwartete Orte treiben zu lassen. Und vielleicht schaffe ich es sogar, mich mit meinem Fischbrötchen in eine ruhige Ecke zu verziehen und es dort ganz genüsslich zu verspeisen.

Euer Matti
(notiert von Laura Piontek)

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