„Zum Glück habe ich auf meine Mutter gehört“, freut sich Steffi Küchenmeister. Sonst hätte sie vielleicht eine Karriere als Fußballerin eingeschlagen. „Stürmer natürlich“, sagt sie lachend. Letztlich war das Kicken, das sie gar nicht mal so übel beherrschte, aber nur eine Phase zum Ende ihres Teeniealters. Tanzen – das war dann doch mehr ihre Sache.
Mit fünf Jahren tanzte sie bereits im Karnevalsklub ihrer Heimatstadt Kühlungsborn. Zehn Jahre später wurde sie Mitglied beim TSC Wellenreiter. Also Surfen dann? Passt ja zur Ostseeküste. „Über den Namen Wellenreiter haben sich damals viele lustig gemacht“, erinnert sie sich, „weil der so gar nicht zu einem Tanzklub passt.“ Natürlich, Steffi ist nicht unter die Wassersportler gegangen, sondern blieb bei Musik und Bewegung – Showtanz diesmal.
Die Begeisterung wollte sie auch gern an die nächste Generation weitergeben. Und so begann sie als 16-Jährige, Kindern das Tanzen beizubringen. Generell hat Steffi ein großes Herz für die Jüngsten. Nach dem Abitur absolvierte sie von 2009 bis 2010 ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kita. Und dann zog sie von der Küste in die Landeshauptstadt, um sich hier an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik zur Erzieherin ausbilden zu lassen.
In diesen dreieinhalb Jahren leitete sie beim Schweriner Tanzstudio Schlebusch in der Freizeit bereits mehrere Gruppen. „Zuvor habe ich in unserem Tanzstudio eine Prüfung im Hip-Hop-Tanz abgelegt – bei Detlev D! Soost, mit dem wir damals zusammengearbeitet haben“, sagt sie.
Im Jahr 2014 hatte sie ihren Abschluss als Erzieherin in der Tasche und arbeitete dann erstmal zwölf Monate hauptberuflich beim Tanzstudio Schlebusch, gab Kurse für Kinder und Erwachsene und bildete sich weiter.
Danach wechselte sie aber doch in ihr eigentliches Metier und arbeitete ab 2015 vier Jahre lang als Erzieherin in der Kita „Bärenkinder“. An den freien Nachmittagen und den Abenden übte sie weiter bei Schlebusch mit Kindern und Jugendlichen das Tanzen.
Im Januar dieses Jahres gab sie ihren Beruf als Erzieherin auf. Obwohl, so ganz auch wieder nicht, denn nun arbeitet sie ebenfalls mit Kita-Kindern. Die 29-Jährige erläutert: „Ich bin bei der Physiotherapie-Praxis ‘Pures Leben‘ angestellt, und wir bieten ein Bewegungsprogramm für Kinder an. Dazu gehe ich in die Tagesstätten und unterstütze die Erzieherinnen, die vor allem wegen Personalmangels oft leider nicht genug Zeit haben für solche Sachen.“
Bei den Kleinen gebe es auf jeden Fall reichlich Defizite. „Nicht wenige der Zwei- bis Sechsjährigen müssen Koordination und gewisse motorische Abläufe erst noch lernen. Die versuche ich ihnen spielerisch und mit viel Spaß beizubringen“, sagt sie. „Wir spielen Feuer, Wasser, Sturm; es wird auf einer Bank balanciert oder ein kleiner Hindernis-Parcours überwunden“, nennt sie ein paar Beispiele. Das Tanzen gehört natürlich auch dazu. „Sie glauben nicht, wie viele Kinder sich gar nicht trauen vor anderen zu tanzen“, fügt sie nachdenklich hinzu. Dies zu ändern, ist eine Aufgabe, die Steffi gern übernimmt.
Beim Tanzstudio Schlebusch leitet sie drei Wettkampfteams. „Sie sind mein ganzer Stolz“, sagt sie mit glänzenden Augen. Die Gruppen heißen Sparky Feet, Cheeky Moves und Funky Diamonds. Fast alles Mädchen. Nur bei den Cheeky Moves mischen zwei Jungs mit. Sie alle tanzen einen Mix aus den Stilen „Hip-Hop“ und „Videoclip“. Die älteste Gruppe, die 11- bis 13-jährigen Funky Diamonds, hat jetzt sogar eine Choreographie einstudiert, mit der sie eine Geschichte erzählt. Es gehe um zerbrechliche Seelen, die letztlich kämpferisch und selbstbewusst die anderen überzeugen, erläutert Coach Steffi kurz.
Das passt zu dem Prinzip, das die Tanzlehrerin bei ihren Kursen und Teams verfolgt. „Es geht nicht nur ums Tanzen. Ich achte immer auch sehr auf den Zusammenhalt.“ Viel Wert lege sie zudem auf ein gutes Verhältnis zu den Eltern.
Am 21. September finden in der Palmberg-Arena die offenen Stadtmeisterschaften im Hip-Hop-Tanz statt, bei denen Steffis Teams komplett vertreten sind. Als sie noch etwas jünger war, hat sie selbst auf Wettkämpfen getanzt; viel dafür gelernt hat sie von ihrer Trainerin Tina Possehl, Mit-Inhaberin des Tanzstudios Schlebusch.
„Mädchen, du musst dich jetzt mal für eine Sache entscheiden“, hat Steffis Mutter vor zehn Jahren zu ihrer Tochter gesagt, als Steffi beim FSV Kühlungsborn nebenbei dem Ball nachjagte. „Und tanzen, das machst du doch so gern.“ Sie behielt Recht. S. Krieg