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Es war von Anfang an die Kunst

    Mit Tanz und Malerei: Das Leben von Daniela Melzig steht schon immer im Zeichen der Kunst

    Bereits im zarten Alter von vier Jahren wurde Daniela Melzig klar, dass sie ihr Leben der Kunst widmen möchte. Angefangen beim Tanz. Die Bewegungen des eigenen Körpers auf der Bühne zu spüren, brachte dem kleinen Mädchen, das sie damals war, ein zuvor unbekanntes Wohlgefühl wie auch eine gleichermaßen große Faszination. Weniger durch den Ausruf ihrer Großmutter „Du willst doch wohl nicht Tänzerin werden!“, sondern viel mehr durch gesundheitliche Probleme gehindert, wendete sich die heute 54-Jährige bereits in ihrer Schulzeit den Bildenden Künsten zu. In jeder freien oder auch nicht freien Sekunde nahm sie einen Stift zur Hand und zeichnete. „Ich war wirklich der Schrecken aller Lehrer. Im Unterricht habe ich immer gezeichnet“, erinnert sich Daniela Melzig lachend.

    Daniela Melzig gestaltet jeden Entstehungsschritt ihrer Werke selbst: Von der Inszenierung des Motivs über die digitale Bearbeitung bis hin zum händischen Glasdruck.
    Foto: Laura Piontek

    Doch die Kunst brachte ihr auch Konzentration im Unterricht und führte zu sehr guten Leistungen im Fach Chemie. Auf Wunsch ihrer Eltern absolvierte die Kunstbegeisterte eine Ausbildung zur chemisch-technischen Assistentin, die für ihr künstlerisches Leben noch hilfreich sein sollte. Im weiterführenden Studiengang der Umwelttechnologie fiel jedoch schnell auf, dass die Künstlerin hier an der falschen Adresse war. „Was machst du denn hier? Du bist doch kreativ!“, bestätigten die anderen Studierenden, dass Daniela Melzig eindeutig in die Kunst gehört. Kurz darauf tauschte die junge Frau die Chemiebücher gegen Kunstbücher. Ihrem Diplomabschluss für bildende Kunst und Design sowie auch ihren weiteren Ausbildungen im künstlerischen Bereich kam die chemische Ausbildung finanziell zugute. „Durch die Arbeit in Laboren konnte ich mir meine Kunst und die Ausstellungen finanzieren. Daher hatte ich immer zwei Leben, obwohl die Kunst das ist, was ich immer tun wollte“, blickt die 54-Jährige zurück.
    Nun in der dunklen Jahreszeit steht für Daniela Melzig wieder ihre Winterpause an. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sie nicht arbeitet. Aber als Mensch, der mit dem Licht aktiv wird, ist der dunkle Winter eine gute Gelegenheit, um sich zurückzuziehen und ein Reset durchzuführen. Im vergangenen Jahr hat sie vieles ausprobiert, das nun sortiert werden muss. In Vorbereitung auf ihren Saisonstart am 15. März, dem Tag der Druckkunst, zurrt sie ihre Projekte für das neue Jahr fest.

    Doch wie kann man sich Daniela Melzigs Kunst denn nun vorstellen? Mit der Verschmelzung von Tanz, Fotografie und Druckkunst bezeichnet sich die Künstlerin selbst als Performerin. Ihre Werke entstehen aus einem ganzheitlichen Prozess, in dem sie jeden Schritt einzeln begeht. Dabei steht die Performance für sie im Fokus, aber nicht sie selbst als Person. „Viele sagen, du machst immer nur Bilder von dir selbst. Aber es geht ja auch nicht anders. Nur ich kann in der Szenerie wirklich das darstellen, was ich empfinde. Und für das Produkt, das am Ende auf dem Glas entsteht, geht es nicht darum, dass man mich erkennt, sondern um den Bildaufbau als Ganzes“, gibt die gelernte Chemikerin einen Einblick in den Schaffensprozess. Diese Art der Kunst begleitet die Performerin bereits seit ihrem Studium, in dem sie sich dem Glasdruck, ihren transparenten Welten, erstmals widmete. Nach ihrer Ausbildung als Kunstpädagogin vermittelt Daniela Melzig nun ihre künstlerischen Ansichten auch an Schülerinnen und Schüler in den Abiturjahrgängen. Die Arbeit mit den Jugendlichen ist eine große Leidenschaft, doch mehr als einen Tag Unterricht in der Woche kann sich die Künstlerin nicht vorstellen. „Ich bin einfach wie die Abiturienten. Wenn ich sehe, wie die rausgehen, dann will ich mit. Das Leben ist da draußen und dieses Gefühl brauche ich“, lacht sie.
    Bereits seit dem Jahr 1996 erarbeitet Daniela Melzig Ausstellungen und Projekte im In- und Ausland. Sie verbrachte und studierte viele Jahre in den Niederlanden, Belgien und Frankreich, um sich dort künstlerisch weiterzuentwickeln und zu arbeiten. Seit 2009 lebt sie in Augzin in Mecklenburg-Vorpommern und hat auch ihr Haus in ein kleines Ausstellungsobjekt verwandelt. Von außen sind einige Fenster mit ihren Glasdrucken versehen und geben der Außenwelt einen Vorgeschmack auf die künstlerischen Vorgänge, die sich im Inneren abspielen.
    Mit dem Kunstradius 40km geht die Kunstpädagogin seit 2016 einem Herzensprojekt nach. Besonders in dünn besiedelten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns kommt die Kunst oft zu kurz. In Anlehnung an das Projekt Kunst Offen ist der Kunstradius zu einem Netzwerk geworden, das alle Interessierten einlädt, an verschiedenen Kunststellen im Land vorbeizuschauen. Digital geführte Touren sind das ganze Jahr verfügbar und laden zum Abtauchen in die Welt der Kunst ein. Wer Lust hat, sich von Daniela Melzig oder einer ihrer Kolleginnen persönlich mit dem Fahrrad leiten zu lassen, kann jederzeit eine individuelle Tour mieten. Ende März steht für die Künstlerin ein ganz besonderes Ereignis an: Sie reist zur Artexpo nach New York, auf der eine Galerie ihre Werke für einige Tage ausstellt. Damit erfüllt sich für Daniela Melzig ein lang gehegter Traum.

    Laura Piontek

    http://www.danielamelzig.de