Es war am 16. Juni 1370, dass in einer Stiftungsurkunde für den Schweriner Dom Hagenow erstmals als Stadt erwähnt wurde. Dieses Datum jährt sich in diesem Juni zum 650. Mal und das wollten die Hagenower mit einem ganzen Festjahr feiern. Nach einem furiosen Start, unter anderem mit der Glockenweihe im Februar, sind viele Veranstaltungen von Corona ausgebremst worden. Die Hagenower sind es aber nicht. Sie wollen die Höhepunkte so gut es geht nachholen – wie zum Beispiel den ursprünglich fürs Stadtfest geplanten Festumzug. Denn in 650 Jahren ist einiges an Geschichte zusammengekommen, was den Blick zurück spannend macht.
Vermutlich ist Hagenows Ursprung eine Siedlung, die mehr als andere wuchs, ein etwas größeres Dorf, das aber schon als „oppidum“ bezeichnet wurde – so nannte man im Mittelalter eine Siedlung mit Marktrecht. Die volle Stadtgerechtigkeit mit allen Privilegien erhielt Hagenow 1754. Noch damals ging der Ort kaum über die Lange Straße mit angrenzenden Scheunenvierteln hinaus – Hagenows Einwohner waren Ackerbürger. Weil ein ausgeprägter Marktplatz in der Stadtstruktur fehlt, liegt die Vermutung von einem anfangs eher größeren Dorf nahe. Aber bereits 1812 zählte Hagenow 2155 Einwohner und 266 Häuser – knapp 150 Jahre zuvor waren es nur 525 Einwohner in 97 Haushalten gewesen. Zur prosperierenden Entwicklung trugen unter anderem der Status der Stadt als Amtssitz ab 1756 und die Nähe zur Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg bei.
Noch heute prägt die Lange Straße das Bild des Ortes. Hier befindet sich auch das älteste Haus der Stadt, die 1538, 1748 und 1766 von verheerenden Bränden heimgesucht wurde. Es stammt aus dem Jahr 1730. Auch die Kirche ist anders als anderswo kein steinaltes Gebäude. Sie wurde im neogotischen Stil zwischen 1875 bis 1879 errichtet und ersetzte einen deutlich älteren Vorgängerbau.
Für einen weiteren Turm in der Silhouette sorgt neben der Kirche der rund 30 Meter hohe Wasserturm, gebaut in den Jahren 1905 bis 1908. Verbunden mit ihm ist die Einführung einer zentralen Wasserversorgung in der Stadt. Zuvor hatten die Hagenower das Wasser in Eimern von einer der über die Stadt verteilten Pumpen nach Hause schleppen müssen. Solche Pumpen steckten oft in Holzkästen, die im Winter zum Frostschutz mit Stroh ausgestopft werden konnten.
An einen solchen Brunnen erinnert heute auf dem Rathausplatz ein „funktionsfähiges“ Kunstwerk von Bernd Streiter. Der Fiek’n-Brunen ist ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch Hagenow und seine Geschichte – die Lange Straße entlang bis zum Museum für Alltagskultur der Griesen Gegend. Beginnend bei den Hagenower Fürstengräbern bis hin zur Regional- und Stadtgeschichte erhalten Besucher hier einen Eindruck vom Leben in einer Ackerbürgerstadt in Südmecklenburg. Vom Museum dort geht es weiter bis zur Stadtkirche und eine Runde um den Mühlenteich, der hier von der aufgestauten Schmaar gebildet wird. Nicht vergessen sollten Hagenow-Entdecker einen Abstecher in die Hagenstraße, wo die Alte Synagoge aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde erzählt.