Okay, ich gebe es an dieser Stelle zu: Manchmal habe ich echt zu viel Zeit. Nicht, dass es für mich ein Problem wäre. Ich hocke dann auf meiner Buhne und denke über die wichtigen Dinge des Lebens nach. Neulich war ich bei den Früchten, es ist ja gerade Beerensaison. Da wären die Erdbeeren, die so heißen, weil sie dicht über der Erde wachsen, die Stachelbeeren mit ihren Stacheln und nicht zu vergessen die blauen Blaubeeren. Fast glaubte ich, ihren Geschmack süß auf der Zunge zu spüren, als mir plötzlich ein Gedanke bitter aufstieß: Was ist eigentlich mit den Himbeeren?
Wieso, was soll mit denen sein, fragte mein Buhnennachbar, die schmecken auch. Das allerdings hörte ich schon gar nicht mehr, weil ich mich vor Empörung aufplustern musste. Denn wie, bitteschön, kann es in Zeiten von Gendergerechtigkeit und korrekter Sprache ausschließlich Himbeeren geben? Als indirektes Objektpronomen bedeutet „him“ im Englischen „ihm“. Heißt das jetzt, dass Himbeeren nur von „ihm“, also von männlichen Individueen, gegessen werden dürfen? Wo sind die Herbeeren? Und hat überhaupt mal eine(r) die Früchte gefragt, ob es ihnen passt, derartig instrumentalisiert zu werden? Mir fielen gleich noch einige andere Fälle ein. Steckt in Erbsen möglicherweise ein „Er“? Und darf ich, wenn ich die Erbsen wasche, überhaupt noch ein Sieb benutzen – wegen Sie, Sie wissen schon. Ehrlich, ich glaube, ich bin da einer großen Sache auf der Spur.
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)