Luisa Schoch ist Fantasy-Fotografin und zeigt in der Marienplatz-Galerie ihre erste Ausstellung

Schwert, Zauberstab, die eine oder andere Perücke. Wenn Luisa Schoch ein Foto-Shooting vorbereitet, braucht sie mehr als Kamera, Scheinwerfer und Bürste. Luisa ist Fantasy-Fotografin und setzt ihre Models zauberhaft in Szene.
Schon mit 16 bekam sie ihre erste Kamera. „Davor habe ich mit Freundinnen viel fotografiert, zum Beispiel für Instagram“, erzählt sie von ihrer Liebe zum Bild. Die 23-Jährige ist ein kreativer Mensch – ein Grund, weshalb sie an ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement aktuell noch ein Studium an der Designakademie in Rostock hängt.
Aufgewachsen ist Luisa in Ziesendorf bei Schwaan. Mit 16 zog sie zu Hause aus, um in Schwerin ihr Fachabitur mit Schwerpunkt in Gestaltungs- und Medientechnik zu machen. Diese Spezialisierung wurde im näher gelegenen Rostock nicht angeboten und so musste die junge Frau früh auf eigenen Füßen stehen. „Ich wollte mir aber unbedingt die Möglichkeit offen halten, etwas Kreatives zu machen“, sagt sie. Was – das sei damals noch gar nicht klar gewesen. Aber inzwischen weiß Luisa: Die Fotografie ist für mich ein tolles Szenario, das ich auch beruflich gern verfolgen würde. Seit einigen Jahren baut sich die Studentin nebenberuflich dieses Standbein auf und profitiert dabei sowohl von ihrem Know-how aus dem Studium als auch von der eigenen Begeisterung für Fantasy.
Angefangen hat alles mit Harry Potter. „Ich ging noch nicht zur Schule, da hat mir meine Mutti alle sieben Bücher vorgelesen“, erinnert sie sich. Die Twilight-Saga folgte und als Luisa selbst lesen konnte, verschlang sie ein Buch nach dem anderen. Noch heute liebt sie Harry Potter und wenn sie etwas aus der Zaubererwelt in die hiesige transportieren könnte, wäre es auf jeden Fall der Fuchsbau, das Haus der Familie Weasley. „Ich finde dieses Durcheinander schön, ein buntes Chaos, das trotzdem zusammenhält und einen Ort entstehen lässt, an dem jeder sein kann“, sagt die Schwerinerin.
Sie taucht aber nicht nur zwischen zwei Buchdeckeln in magische Welten. Luisa interessiert sich auch für Cosplay – in diesem Kofferwort stecken die englischen Begriffe für Kostüm und für Spielen. Gerade war sie im Oktober auf der „Polaris“, einer Messe für Gaming, Anime und Popkultur in Hamburg. Cosplayer stellen Figuren aus Manga, Animes und Videospielen mit entsprechenden Kostümen und Verhalten nach. Hier, und das sei allen Laien kurz erklärt, liegt der Unterschied zu Fantasy: Deren magische Welten spiegeln keine bestimmte Geschichte, sondern nehmen im Mittelalter genauso Anleihen wie in Mythologie und Volksglauben.
Mit ihren Fotos macht es Luisa anderen Menschen möglich, in diese Phantasiewelten zu reisen und die Erinnerung daran mit nach Hause zu nehmen. Die Bilder entstehen in der Schweriner Umgebung, wie zum Beispiel am Neumühler See, und auch in ihrem Wohnzimmer. Dieses Foto-Set ist ihr das liebste, denn inzwischen verfügt sie über ein eigenes Blitzsystem und verschiedene Accessoires. Die Hintergründe – von der alten Abtei bis zum Sternenhimmel – gelangen bei der Nachbearbeitung in die Bilder.
Wie das aussieht – davon können sich Neugierige bald in der Marienplatz-Galerie in Schwerin überzeugen. Am 24. November eröffnet Luisa hier eine Fotoausstellung. Es ist ihre erste und die Vorbereitung darauf ein spannendes Projekt. „Das geht bis hin zu der Frage, woher man eigentlich die Bilderrahmen nehmen kann“, erzählt die junge Frau. Einladungen hat sie auch an diejenigen geschickt, die auf den Fotos zu sehen sind. „Alle wollen versuchen zu kommen, was ich persönlich sehr schön finde, weil so auch ein großes Kennenlernen von Gleichgesinnten stattfinden kann“, freut sich Luisa. Und apropos verschicken: Bei einer Fantasy-Spezialistin kommt die Einladung natürlich nicht schnöde per Mail, sondern in einem papiernen, versiegelten Umschlag – mit magischen Grüßen.
Stolz macht es die Fotografin, wenn sogar aus Hamburg und Kiel Menschen für ein Fantasy-Shooting bei ihr nach Schwerin fahren. Gleichzeitig ist das auch ein Lohn für ihre Mühe, ihr Angebot bekannt zu machen. So war sie in diesem Jahr zum Beispiel beim Mittelalter-Spektakel in Neustadt-Glewe mit einem Fotostand dabei. Fürs Mittelalter-Umfeld besitzt Luisa ein langes Kleid mit Korsett und Gürtel und inzwischen auch einen Umhang – alles, was draußen stattfindet, wird sonst ein bisschen frisch. Mittelalterliche Waffen braucht sie im Gegensatz zu anderen Fans allerdings nicht – oder besser gesagt: fast nicht. Denn für einen Harry-Potter-Fan, wie sie es ist, wäre es undenkbar, kein Schwert von Gryffindor zu haben.
Katja Haescher