Im E-Mail-Verkehr fällt mir neuerdings auf, dass Menschen hinter ihren Namen in der Sig-natur Pronomen verwenden. Da steht dann: Maria Musterfrau (sie/ihr). Anfangs war ich verwirrt: Was sollte ich mit dieser Information anfangen? „Ist doch klar“, sagte meine Buhnennachbarin, die schon viel von der Welt gesehen hat. „Frau Musterfrau zeigt dir, dass sie sich als Frau sieht und von dir auch als solche angesprochen werden möchte.“ Und sie fügte hinzu, es wäre eine Sache des Respekts, das Pronomen zu akzeptieren, das eine Person für sich auswählt. Ich war perplex.

Erstens, weil ich mich immer für respektvoll gehalten hatte – es sei denn, es geht um Fischbrötchen. Zweitens, weil ich jetzt Angst habe, vor lauter nicht-binärer Neu-Pronomen meine eigene Sprache nicht mehr zu verstehen. Okay, niemand soll ausgeschlossen werden. Und Freiheit bedeutet auch, dass jeder an Sprache herummurksen kann. Nur darf sich dann auch keiner wundern, wenn plötzlich viele ausgeschlossen werden, weil sie nicht mehr mitkommen.
Ich möchte ja gendergerecht reden! Aber bis ich einen Satz korrekt herausgebracht habe, ist mein Gesprächspartner (m/w/d) über alle Berge. Und was Oma sagt, wenn ich demnächst mit Flügelzeig auf meine Nachbarin betone, dass es nicht meine Schuld ist, sondern siese, weiß ich jetzt schon. Doch ich gebe mir Mühe, versprochen. Gleichzeitig plädiere ich für etwas mehr Entspannung auf beiden Seiten. Und eins noch: Sagt doch einfach Matti zu mir.
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)