
Was essen Sie eigentlich zu Weihnachten? Gans? Ente? Einen Truthahn? Keine Angst, ich will Ihnen jetzt kein schlechtes Gewissen machen und mit der Solidarität unter Vögeln anfangen – wenngleich ich natürlich trotzdem froh bin, dass Möwen zum Fest nicht auf dem Einkaufszettel stehen. Aber mal ehrlich: Kaum etwas ist so ikonisch wie das Festessen. Heiligabend: Würstchen mit Kartoffelsalat. Oder Fondue. Meinetwegen auch Karpfen blau, das ist eigentlich egal. Viel wichtiger ist, dass es sich wiederholt. Erklären Sie mal Ihren erwachsenen Kindern, dass Sie keinen Bock mehr auf Würste haben und daher am Heiligabend etwas anderes auf den Tisch kommt. Die mögen inzwischen Vegetarier sein, bestehen aber wenigstens auf den Kartoffelsalat. Junge Menschen, die an anderer Stelle stets bereit sind, Altes über Bord zu kicken, wollen plötzlich Traditionen.
Der Sohn einer Freundin beispielsweise bekam fast eine Krise, als er einmal am 23. Dezember einen fertigen Baum vorfand. Argumente wie die Zeitknappheit am Heiligen Abend und das Deko-Chaos auf den letzten Peng ließ er nicht gelten. Das Schmücken am 24. sei ein Familienbrauch und wenn seine Mutter keine Zeit habe, würde er das künftig ganz fix selbst erledigen. Was soll ich sagen. Meine Freundin hängt jetzt doch wieder Heiligabend die Kugeln an. Schließlich putzt sie schon immer den Baum und will das nicht aus der Hand geben. Ist schließlich Tradition.
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)