Der Weisse Ring hilft Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind. Wie genau arbeitet der Verein?
Wir als Verein stehen den Opfern beratend zur Seite. Dabei ist nicht entscheidend, um welche Art von Straftat es sich handelt. Wir betreuen alle Fälle vom Taschendiebstahl über Körperverletzung bis hin zu Tötungsdelikten. Unsere Aufgabe ist es, die Situation der Betroffenen oder Angehörigen empathisch wahrzunehmen und an entsprechende Stellen weiter zu vermitteln. Dabei kann es zum Beispiel um die Entscheidung gehen, ob eine Straftat zur Anzeige gebracht werden soll oder wie eine psychologische Betreuung aussehen kann, um das Erlebte zu verarbeiten. Zudem arbeiten wir auch präventiv, um vor möglichen Gefahren zu warnen und über Schutzmaßnahmen zu informieren.
Was macht die Arbeit des Vereins so wichtig?
In Strafverfahren wird den Tätern häufig viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sowohl medial, als auch mit Unterstützungsleistungen. Es wird beispielsweise ein Anwalt gestellt. Für die Opfer von Straftaten ist die Situation meistens schwieriger. An vielen Stellen müssen sich die Betroffenen selbst informieren, wie und wo sie Unterstützung bekommen können. Und da sind wir die Schnittstelle und leisten Vermittlungsarbeit, indem wir zu den entsprechenden Stellen verweisen.
Was dürfen Betroffene erwarten, wenn sie das Angebot des Weissen Rings in Anspruch nehmen?
In jedem Falle ein offenes Ohr für ihr Anliegen und eine unabhängige Beratung zu den Angeboten in der Umgebung, die als Kriminalitätsopfer in Anspruch genommen werden können. Außerdem werden unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig geschult, um den Ansprüchen einer Opferberatung gerecht werden zu können. Beim Einstieg in den Verein wird zunächst ein erfahrener Mitarbeiter bei drei Fällen begleitet, um erste Einblicke in die Opferarbeit zu erhalten. Diese Erfahrungen werden im Anschluss durch ein Grundseminar ausgebaut. Außerdem haben wir eine breite Palette an weiteren Seminaren, die im Laufe der zukünftigen ehrenamtlichen Arbeit besucht werden können. Ein Seminar pro Jahr ist dabei Pflicht. Wer an der Arbeit als Opferhelfer interessiert ist, kann sich gerne in der Außenstelle Schwerin melden, denn wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen.
Was sollten Interessierte mitbringen, die sich ein Ehrenamt beim Weissen Ring vorstellen könnten?
Empathie und Zeit. In der Arbeit mit den Betroffenen oder auch den Angehörigen von Kriminalitätsopfern hören wir häufig emotionale Geschichten, die man als Opferhelfer aushalten und auch auffangen können muss. Zum Thema Zeit: Jeder Ehrenamtliche entscheidet selbst, wie viele Stunden er für die Arbeit beim Weissen Ring investieren kann oder möchte. Wir freuen uns über jede engagierte Person, die bereit ist, unsere Arbeit zu unterstützen und den Betroffenen zu helfen.
Interview: Laura Piontek