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Vom Schweigen und Gedenken

    Lange musste die queere Community auf dieses Einlenken des Bundestags warten: Am 27. Januar soll im Bundestag erstmalig eine Holocaustgedenkstunde insbesondere für die Opfer des NS-Regimes stattfinden, die aufgrund ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität verfolgt wurden. Vor knapp fünf Jahren wurde die Initiative für eine solche Gedenkstunde von Aktivist Lutz van Dijk gestartet. Obwohl der Bundestag mehrheitlich dafür stimmte, wurde der Vorschlag letztlich vom ehemaligen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble abgelehnt. Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas kündigte bereits im letzten Jahr an, dass 2023 eine Gedenkstunde mit besonderem Blick auf die homosexuellen Opfer stattfinden soll.

    Zu sehen sind 5 Stolpersteine und weiße Rosen die an den Steinen niedergelegt wurden.
    Die neuen Stolpersteine für Familie Rosenberg (links) und Fritz Stein bei ihrer Verlegung in Wismar.Fotos: Pressestelle der Hansestadt Wismar/Norbert Wiaterek

    In der Altstadt von Wismar gibt es seit November zwei neue Orte, die  den Opfern des NS-Regimes gedenken, unter anderem auch Fritz Stein. Der Lehrer und Bauingenieur wurde aufgrund seiner Homosexualität ins KZ Auschwitz deportiert und 1942 dort ermordet. Am Spiegelberg erinnert nun ein Stolperstein an ihn. Stolpersteine sind kleine goldene Messingplatten, die zum Gedenken an Menschen verlegt werden, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt und ermordet wurden. Die kleinen Gedenkstätten erinnern an verfolgte Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und Homosexuelle. Auch den Opfern der Euthanasieideologie des NS-Regimes sowie den politisch Verfolgten werden Stolpersteine gewidmet. Sie werden an den Orten verlegt, an denen die Verstorbenen zuletzt freiwillig gelebt oder gearbeitet haben. In die Tafeln sind der vollständige Name sowie das Geburts- und Todesdatum eingraviert.

    In der ABC-Straße in der Wismarer Altstadt wurden fünf Stolpersteine für die jüdische Familie Rosenberg verlegt, die gezwungen wurde, ihr Schuh- und Bekleidungsgeschäft aufzugeben und bis zu ihrem Tod in einem jüdischen Ghetto gefangen gehalten wurde.  

    Im Jahr 1939 wurden in der Nacht auf den 10. November gezielt Tausende von Juden ermordet. In Gedenken an diese Nacht putzen viele Paten der Stolpersteine in Wismar in dieser Zeit die Gedenkstätten und legen Blumen ab, um den Opfern zu gedenken. 

    www.wismar.de