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Werke der Erinnerung

Arbeiten von Bildhauer Karl-Henning Seemann prägen das Wismarer Stadtbild

Der aus Wismar stammende Bildhauer und Zeichner Karl-Henning Seemann hat das Bild seiner Heimatstadt mit seinen künstlerischen Werken geprägt. Im Januar ist er im Alter von 88 Jahren verstorben.
Mit dem Bronzeportal an der Nordostseite der St.-Georgen-Kirche machte der Bildhauer der Hansestadt ein ganz besonderes Geschenk, das mit seiner historischen wie auch aktuellen Bedeutung die Aufmerksamkeit von Besuchern und Einheimischen auf sich lenkt.
In der bronzenen Tür sind die künstlerischen Interpretationen Seemanns zu drei Themen erkennbar. In den Türgriffen sieht der heilige St. Georg im Spiegelbild den Drachen, eine Gegenüberstellung von Gut und Böse, wie sie sich in jedem Menschen vereinen können. Im Tympanon des Portals sind unzählige hungernde und verlassene Straßenkinder abgebildet, mit denen sich der heilige Christophorus solidarisiert, eines davon trägt er auf der Schulter. Für die Gestaltung der Türflügel wurde von der Kirche damals eine Darstellung des Zuges durch das Rote Meer angeregt. Die biblische Schlüsselszene handelt von der Flucht der Israeliten über das Rote Meer, als sie aus Ägypten zogen.
Seemanns Interpretation ist erschreckend aktuell: Anstatt der ­biblischen Szene hat der Bildhauer im Sinne seiner „nichtreligiösen Interpretation religiöser Themen“, wie er sein Werk selbst beschrieb, ein Meer aus Geflüchteten dargestellt, deren schwimmende Körper die Türflügel bedecken. Die Aktualität der Themen sowie die Darstellungsweise machen das Bronzeportal zu einem zeitlosen Werk Seemanns, das die Tiefe seiner Schaffenskraft repräsentiert.
Im öffentlichen Raum wurde Seemann zudem durch seine figürlichen und abstrakten Skulpturen bekannt. Seine Plastik „Die Vereinigung“, welche eine Hommage an die Wiedervereinigung Deutschlands darstellt, sowie zwei Werke, die der Künstler bereits in seiner Kindheit schuf, sind im Schabbell zu sehen.

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