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Wo sich Wege kreuzen

Zeitungsartikel dienen dem rumänischen Cartoonisten und Schriftsteller Dan
Perjovschi als Hintergrund seiner Zeichnungen. Foto: Scherrer

Im Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow sind noch bis zum 21. August zahlreiche Werke 15 namhafter Künstler zu sehen. Wie sich Territorien verschieben und was dies mit Menschen macht, will die Präsentation vermitteln. Das englische „Push & Pull“ steht für „Schieben und Ziehen“.
Das Kuratorentrio mit der Kunsthistorikerin Dr. Christina May, Miro Zahra und Udo Rathke hat die umfang- und variantenreiche Werkschau organisiert. „Eine Ausstellung, die sich mit dem, was Menschen widerfährt, wenn sich durch äußere Einflüsse Territorien verändern, wollten wir schon seit langem machen“ so die Künstlerin Miro Zahra. „Plüschow war immer wieder, schon seit dem Mittelalter, ein Ort, an dem Flüchtende sich begegneten“, beschreibt Kurator Udo Rathke die Wahl der Ausstellungsüberschrift. Weit in die Geschichte der DDR reichen zum Beispiel die Bilder des Fotografen Rolf Schroeter. Die Digitaldrucke zeigen verfallendes Interieur von Militärgebäuden auf der Halbinsel Wustrow. Günther Uecker hat die Bilder übermalt und übernagelt, sie also „physisch zerstört“.
Haben die Bilder ursprünglich den Verfall und die Rückgewinnung eines Territoriums durch die Natur gezeigt, so drängen sich durch ihre „Zerstörung“ Assoziationen zu Nagelbomben und zur aktuellen Zerstörung in der Ukraine
geradezu auf.
Lada Nakonechna stammt aus Dnjepropetrowsk, lebt und arbeitet normalerweise in Kiew. Sie beteiligt sich mit zwei Drucken, auf denen sie die Territorien der international nicht anerkannten Autonomiegebiete der „Volksrepublik Donezk“ farblich von den Gebieten des ukrainischen Oblast trennt. In einer harmlos anmutenden
Landschaft wird so der brutale Krieg um die umkämpfende Gebiete im Osten der Ukraine thematisiert. Die Titel „Annexion“ (2019) und „Capture“ (2020) sind vor dem Hintergrund des seit Jahren andauernden Krieges und der aktuellen Ereignisse zwangsläufig. Die drei Kuratoren legen spürbar Wert auf die Vermittlung der ausgestellten Kunst. Verschiedene Veranstaltungen begleiten deshalb die Ausstellung, die dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist. Ein detaillierter Katalog ist außerdem erschienen.
Peter Scherrer
www.plueschow.de