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Zusammen

Gestern war es wieder soweit: Futtersuche mit der ganzen Kolonie. Einmal im Monat gönnen wir uns diesen Spaß und ziehen zusammen los. Dabei haben wir es nicht nur auf frischen Fisch, sondern auch auf gute Gespräche abgesehen. Beim Kreisen über der blauen Ostsee oder dem nächsten Café lässt es sich wunderbar quatschen. Als ich gestern gerade nach einem spektakulären Sturzflug auf einen Strandkorb wieder Flughöhe angenommen hatte, hörte ich hinter mir ein trauriges Kreischen. Eine kleine Möwe flog am Rand unserer Truppe und sah noch recht hungrig aus. Auf meine Frage, ob alles in Ordnung sei, fing sie an zu klagen. Sie sei zu klein für die Futterjagd, besonders an die Leckereien der Menschen traue sie sich nicht heran. Verwundert über ihre Not berichtete ich, dass eine Freundin von mir auch einst Probleme beim Jagen gehabt hatte.

Matti sagt

Nach ein paar Trainingsstunden bei dem besten Flieger der Kolonie ging es schon gleich besser. Die kleine Möwe erklärte mir, dass sie gelernt habe, dass jeder für sich selbst sorgen müsse. Wer Hilfe benötigt, ist schwach. Ich war außer mir! Sogleich erklärte ich ihr, dass Hilfe benötigen kein Zeichen von Schwäche ist. Wozu leben wir schließlich in einer so großen Kolonie? Als ich die kleine Möwe fragte, was sie denn gut könne, erzählte sie stolz, dass sie mit ihrem besonders spitzen Schnabel die feinsten Köstlichkeiten von gepflügten Äckern auflesen konnte. „Siehst du“, sagte ich, „so kann jeder etwas gut und nicht so gut. Sich bei den schwierigen Sachen helfen zu lassen, ist also keine Schande.“

Euer Matti
(notiert von Laura Piontek)