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Einfach in die Sterne gucken

Das Lübzer Planetarium ist eine verborgene Perle, die künftig wieder mit Leben gefüllt werden soll

Foto: Lübzer Land e.V.

Lübzer Bier – das ist bekannt in der Region und darüber hinaus. Lübzer Planetarium? „Viele wissen gar nicht, dass es das gibt. Dabei ist der Bau ähnlich groß wie sein Pendant in Schwerin“, betont Stefanie Wittenburg. Die Geschäftsführerin des Vereins „Lübzer Land“ kennt den Komplex aus Planetarium und Sternwarte gut. Denn der Verein fungiert seit 2008 als Träger. Die beiden Gebäude gehören der Stadt Lübz und stehen auf einem rund 1.800 Quadratmeter großen Grundstück, ein wenig abseits des Zentrums, Richtung Naherholungsgebiet „Neuer Teich“ und unweit mehrerer Schulen – praktisch für den Astronomieunterricht.

Stefanie Wittenburg hat sich ausführlich mit der Geschichte von Planetarium und Sternwarte befasst. Von dieser berichtet auch die Chronik auf der Homepage: 1974 kaufte die Stadt Lübz aus „zentralen Mitteln“ ein Kleinplanetarium Typ ZKP I und ein Spiegelteleskop. Beide waren von Carl Zeiss Jena gebaut worden und sollten im Astro-Unterricht eingesetzt werden. Um das Kleinplanetarium fachgerecht unterzubringen, begann man 1978 in „Feierabendarbeit“, einen Planetariumsbau zu errichten. Nachdem auch der Innenausbau vollendet und Stühle hineingestellt worden waren, installierten Mitarbeiter von Carl Zeiss 1980 das ZKP I. Wenig später wurde das Planetarium feierlich eingeweiht und an Schulen und Öffentlichkeit übergeben. Auf dem Plan standen neben dem Astronomieunterricht auch Veranstaltungen für ein breiteres Publikum, unter anderem Vorträge der ­URANIA-Gesellschaft. Diese brachte zu DDR-Zeiten der Bevölkerung wissenschaftliche Themen anschaulich nahe. Die Sternwarte, in der das Spiegelteleskop seinen Platz fand, baute man erst nach der Wende, im Jahr 1998. Beide Häuser wurden natürlich bei Bedarf repariert und modernisiert. Auch Besitzer und Träger wechselten, ebenso wie die festen Betreuer für den Kontakt zum Publikum. Eine Konstante gab es leider: Eine grundhafte Sanierung fand in all den Jahren nicht statt.

Diese steht nun endlich an. Sie betrifft das ältere Haus, das Planetarium. Eine Summe von einer Viertelmillion Euro soll investiert werden. Knapp 225.000 Euro davon sind Fördermittel aus dem LEADER-Programm. Die Differenz wird die Stadt Lübz tragen. „Diese Kernsanierung ist wirklich nötig. Denn in den letzten Jahren bedeutete der Besuch im Planetarium eine Zeitreise im negativen Sinne: Es roch muffig und durch die von unten aufsteigende Feuchtigkeit zersetzte sich der Putz. Auch die Toilettensituation war nicht akzeptabel“, zählt Stefanie Wittenburg auf. Seit dem 26. Mai ist das Gebäude für Gäste geschlossen. „Vorher haben wir alle Einrichtungsgegenstände abgebaut, die Geräte eingelagert. Der Raum ist jetzt komplett leer.“ Das Planetarium wird nun „trockengelegt“. Neue Heizungen und Toiletten kommen hinein. Die Wände werden mit schalldämmendem Nadelfilz verkleidet. Eventuell möchte man auch die Anordnung der Stühle verändern. Eine Wiedereröffnung im kommenden Jahr ist wahrscheinlich. Aber ein genauer Termin dafür steht noch nicht fest.Vor der Schließung befand sich im Raum, der von der Kuppel mit ihren acht Metern Durchmesser überwölbt wird, eine kleine Ausstellung zum Weltall und zur Geschichte der Astronomie. Seit 2017 führte der Lübzer Lehrer Torsten Degen hier Astro-Unterricht in den neunten Klassen des Gymnasiums durch. Rund 60 Schüler pro Jahr betraten in den Stunden die „heiligen Hallen“ des Planetariums. Dabei wurde der Sternenhimmel auf das Innere der Kuppel projiziert. „Das Planetarium ist für mich etwas Besonderes – auch weil es vergleichsweise groß ist, obwohl es in einer Kleinstadt liegt“, schwärmt der Lehrer. Gäste konnten zwischen Mai und Oktober die Einrichtung im Rahmen von Führungen besuchen. Sachkundige Betreuer wie die ehemalige Ingenieurin und jetzige Hobby-Astronomin Petra Scharf-Pieper sorgten dafür, dass die Geräte fachkundig bedient wurden. „Ich möchte Besuchern den Sternenhimmel nahebringen, ein wenig Astronomiewissen vermitteln und vor allem Interesse und Freude an der Entdeckung der Sterne wecken“, kommentiert die 66-jährige Ehrenamtlerin. Stefanie Wittenburg schätzt, dass jährlich rund 500 Leute das Planetarium und die Sternwarte mit dem Teleskop und der Kuppel mit ihrem Öffnungsmechanismus aufsuchten, ein Drittel davon Schüler. Und es wurden langsam, aber sicher mehr. „Das Interesse an Astronomie ist in den letzten Jahren gewachsen.“ Oft kämen auch Teilnehmer von Klassentreffen vorbei, die noch mal den Ort ihres Astro-Unterrichts betreten wollten.

Für die Zeit nach der Sanierung kann sich Stefanie Wittenburg vorstellen, dass Stadt und Verein das Ensemble auch für Veranstaltungen jenseits der Sternenkunde öffnen werden. „Wir wollen es intensiver nutzen als bisher!“ Das Planetarium habe eine tolle Akustik. Der Schall käme darin wunderbar zur Geltung. Ein idealer Ort also für Kulturelles: Konzerte, Lesungen, Tanz. Ideen aus der Bevölkerung, sowohl von Einheimischen als auch von Touristen, sind willkommen. So stellt sich dann die verborgene Perle in Lübz in neuer Pracht ins Rampenlicht.