Ludwigsluster Friedhof ist immer wieder Ziel kunsthistorisch-naturwissenschaftlicher Exkursionen

Er erzählt Kultur- und Stadtgeschichte, ist Grabstätte berühmter Persönlichkeiten und ein Biotop. Das macht den Friedhof Ludwigslust zum geeigneten Ziel von kunsthistorisch-naturwissenschaftlichen Exkursionen. Regelmäßig bieten Friedhofsleiterin Julia Weise und Uwe Jueg von der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg solche speziellen Führungen an. Das Interesse war auch dieses Mal groß. Und egal, ob es um die Vogelwelt oder die historischen Grabkapellen geht: Der Gottesacker ist für viele Geschichten gut.Das beginnt schon am Eingang, denn ein Tor aus zwei ägyptischen Pylonen hat in Deutschland Seltenheitswert. Tatsächlich gibt es lediglich in Roslau bei Dresden ähnliche Pylonen. Wie das von der Pforte des Tempels in Karnak inspirierte Monument hierherkommt – übrigens ausgeführt in norddeutschem Backstein und mit regionalen Raseneisensteinen – war gleich die erste spannende Geschichte. Herzog Friedrich der Fromme, der Erbauer der Planstadt Ludwigslust, hatte ursprünglich sogar von einer ägyptischen Pyramide als Stadtkirche geträumt. Diese Idee wurde zwar nicht verwirklicht, mit den ägyptischen Türmen des Friedhofstors bekam der von Architektur und Symbolik faszinierte Herrscher dann aber wenigstens noch ein kleines Stück Exotik. Außerdem gab es mit ihnen die Möglichkeit, die Glocken aufzuhängen, für die in der Kirche aufgrund des fehlenden Turms kein Platz war.
Die Neuanlage des Friedhofs selbst wiederum war fürs 18. Jahrhundert durchaus etwas Modernes: kein ums Gotteshaus herum entstehender Kirchhof, sondern ein nach ästhetischen und hygienischen Richtlinien gestaltetes Begräbnisareal. Zu den Ludwigslustern, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, gehört zum Beispiel der Schriftsteller Johannes Gillhoff. Und apropos Ruhe: Wenn die Vertreter der auf dem Friedhof nistenden 29 Vogelarten ins Palavern kommen, dann kann es an dem stillen Plätzchen durchaus laut werden. Für den Naturreichtum sorgen nicht nur die Vögel allein: Auch die vielen hier gedeihenden Pflanzenarten machen den Ludwigsluster Friedhof zu einem Ort vielfältigen Lebens.