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Balkonien

Wohin soll ich dieses Jahr fliegen? Wer jetzt denkt, dass diese Frage für mich einfach zu beantworten ist, der irrt. Urlaub ist immer ein schwieriges Thema – und das auch in Zeiten, in denen kein großes C vor den Reiseplänen steht.

Matti sagt

In die Berge? Zu wenig Fisch. Ans Meer? Da war ich schon mal. Städteurlaub? Wer einmal die Tauben auf dem Markusplatz gesehen hat, wird verstehen, warum ich mit dem Abflug zögere.
Und da wären ja noch viele andere Dinge. Das Nest, pardon, die Betten: zu hart oder zu weich. Der Preis für einen kleinen Kaffee mit Milchschaumstippe: zu hoch. Und die Sprache: Nie kann ich reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Nö, da nehme ich lieber Kurs auf Balkonien. Dort ist alles so, wie ich es gern hätte. Das Essen ­schmeckt und ich muss mich dafür nicht anstellen, die Liege ist weich und wartet auf mich, ohne dass ich geistesgegenwärtig mein Handtuch darauf platziere und sogar die Musik kann ich mir selbst aussuchen. Da sitze ich dann, schaue in die Ferne und genieße.

Nur manchmal, da packt mich dieser Rappel und ich muss los. Muss nachsehen, ob es woanders anders ist, wie Fischbrötchen noch zubereitet werden können und ob mein letzter Volkshochschulkurs endlich Früchte trägt. Dann sitze ich da, genieße und schaue in die Ferne. Ob das Heimweh ist? Egal. Denn das ist nämlich das Beste am Urlaub: zu merken, wie schön es ist, wieder nach Hause zu kommen.

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)