Möwe, weiß-grau gefiedert, Schnabel rötlich-gelb – so müsste es wohl in meinem Pass stehen, wenn ich denn einen hätte. Schließlich könnte ich auch aus Plüsch oder Plastik sein, rückwärts fliegen oder als Laufvogel durchstarten. Kann ich aber nicht. Mir fehlt da gewissermaßen die Alternative.
Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich steckt doch das ganze Leben voller Wahlmöglichkeiten. Neulich beim Bäcker zum Beispiel. „Einen Kaffee bitte“, sagt die ältere Dame ganz vorn in der Warteschlange. „Groß, mittel, klein?“, kommt sofort die Frage zurück. „Mittel, bitte.“ „Mild oder kräftig?“ Jetzt guckt sie schon ein bisschen verunsichert, entscheidet sich aber nach kurzer Beratung mit der Frau hinterm Tresen für die milde Variante. „Mit welcher Milch? Laktosefrei, Soja, normal? Aufgeschäumt oder pur?“
Während die Dame noch überlegt und sich vermutlich gerade fragt, was Soja mit Milch zu tun haben könnte, ist die Warteschlange um einige Meter gewachsen. Wer hinten steht, kann da nur die Daumen drücken, dass nicht noch mehr Leute etwas Heißes trinken wollen. Denn einen Kaffee zu bestellen, scheint sich nicht mehr wesentlich vom Konfigurieren eines neuen Pkw zu unterscheiden – nur dass da vielleicht noch ein paar mehr Farben zur Auswahl stehen. Die ältere Dame am Bäckerstand hat sich inzwischen für Schwarz entschieden. Nächstes Mal nimmt sie wahrscheinlich lieber einen Kakao. Bliebe nur noch eine Frage: Mit oder ohne Sahnehäubchen?
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)