Irgendwann im Leben kommt er. Bei einigen früher, bei anderen später. Die Reaktion ist meist die gleiche: Ab jetzt gehts bergab – und das bekanntlich rasant. Wovon ich rede, ist der Punkt in eines jeden Leben, an dem man beginnt, sich mit trüberen Augen zu sehen.
Ob es die plötzlich kleiner gewordenen Lettern im Lieblingsbuch, die ersten Fältchen, das schüttere Haar oder doch die ersten körperlichen Beschwerden sind, die sich hier und da durch ein Zwicken bemerkbar machen: Es stimmt schon, die körperliche Leistungsfähigkeit baut mit den Jahren ab.
Doch erstaunlicherweise antworten viele Menschen auf die Frage, ob man denn gern noch einmal 20 wäre, mit einem Nein. Und das aus gutem Grund. Nein zu finanziell unsicherer Zukunft, Nein zur nervenaufreibenden Partnersuche, Nein zu frühmorgendlichem Kindergeschrei. Schließlich bringt die betagte Existenz doch so einige Vorteile mit sich. Das Eigenheim ist abbezahlt, durchs eigene Auto ist man nicht mehr gebunden an öffentliche Verkehrsmittel, auch hat man wieder genügend Zeit, sich selbst zu verwirklichen oder die Partnerschaft neu aufblühen zu lassen. Aber vor allem sind es die Erfahrung, das Wissen und die Gelassenheit, die wir nicht mehr missen möchten, denn sie ermöglichen es uns, die Zusammenhänge zu begreifen. Um mit Sören Kierkegaard zu schließen: „Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.“
Euer Matti
(notiert von Anne Niedermeyer)