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Herbstblues

Als Möwe mache ich mir selten Gedanken, was andere über mich denken. Hier sitze ich und wem‘s nicht passt, der kann es mir ja sagen. Macht aber keiner. Überhaupt haben Möwen – abgesehen von dem einen oder anderen versehentlich verschnabulierten Fischbrötchen – eher selten mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Das ist bei anderen ganz anders. Man muss nur mal Dinge sagen wie: Steuererklärung. Zahnarzt. Montagmorgen. Oder: November.

Matti sagt

Letzterer ist auf den ersten Blick einer von zwölf Monaten im Jahr. Während aber andere mit Liedern wie „Komm, lieber Mai, und mache“ geradezu herbeigewünscht werden, verlangen Lyriker selten nach dem November. Wenn sie ihn bedichten, spielen in den Reimen meist Wörter wie Traurigkeit und Dunkelheit, Nässe und Trübsal eine Rolle. Dass der November früher auch Nebelung genannt wurde, möchte man schon gar nicht mehr wissen. Umfragen zufolge ist es der unbeliebteste Monat.

Halt, möchte ich an dieser Stelle rufen. Hat denn ein einzelner Monat so viel Miesepetrigkeit verdient? Der November hat schließlich auch seine guten Seiten. Auf der Couch ist es jetzt echt gemütlich. Die meisten Blätter im Garten sind aufgefegt und die Lebkuchen hat man sich auch schon übergegessen. Wer zwischen den vielen Gedenktagen auch noch auf andere Gedanken kommen möchte: Am 19. November zum Beispiel ist Tag der Suppe. Und gute Aussichten gibt es auch: In einem halben Jahr ist schon wieder Mai.

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)