Zum Inhalt springen

Auge in Auge mit einem Raben

So beginnt die Geschichte eines besonderen Fotoprojekts: „Es war einmal ein Rabe …“ Neugierig beobachtete er die Fotografin Jutta Schwöbel bei ihrer Arbeit in der Natur. Daraufhin fing sie an, ihn zu porträtieren. Der Rabe zeigte ihr die Parallelwelt, in der er und seine Artgenossen leben. Er liebt es, fotografiert zu werden und macht so auf seine außerordentliche Schönheit aufmerksam: das schillernde Gefieder, den beeindruckenden Schnabel, die schützenden Federchen darauf und die ritterrüstungsgleichen Beine und Füße. Er macht den Eindruck, als wüsste er um seine Schönheit, weil er sie gezielt präsentieren kann. 

Über Jahre hinweg haben sich der Rabe und Jutta Schwöbel zum Fotoshooting am Schweriner Schloss getroffen. Entstanden ist eine ungewöhnliche fotografische Arbeit, die in ihrer Gesamtheit jetzt erstmals im Kulturhaus Mestlin präsentiert wird. Zu sehen ist die Ausstellung vom 1. bis 23. Oktober, jeweils Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Dann öffnet sich für Besucher der Blick in eine ganz andere Welt: Der Rabe zeigt der Fotografin, dass er und seine Partnerin ein bestimmtes Gebiet bewohnen.Es ist der Garten rund um das Schweriner Schloss, ein Gebiet, das beide nicht verlassen können und gegen Nachbarn und Eindringlinge ständig verteidigen müssen. Ein Leben lang, zwanzig, dreißig Jahre am selben Ort, ein überblickbarer Raum, in dem jedes Vorkommnis, jede Ungewöhnlichkeit, jede Wiederholung aufs Genaueste registriert werden. Jedes Jahr kommen meist zwei Jungvögel dazu, die dann vor der nächsten Brut ihren Platz in der Welt suchen müssen. Dies ist eine äußerst strenge‚ gesellschaftliche Ordnung – die  Jutta Schwöbel den Betrachtern hautnah und intensiv näher bringt.

Zwei Raben
Mit den Bildern aus der Lebenswelt der „Schloss-Raben“ hat Jutta Schwöbel eine außergewöhnliche fotografische Arbeit geschaffen.
Foto: Jutta Schwöbel

„Der porträtierte Rabe scheint ein beneidenswertes Selbstbewusstsein zu haben“, glaubt die Fotografin. Aber er kann sich im wahrsten Sinne herablassen, wenn ein menschliches Wesen vertrauenswürdig ist, sich langsam bewegt und leise Töne von sich gibt. 

Nach mehreren Jahren erkannte Jutta Schwöbel die verschiedenen Raben, weil sie tatsächlich sehr unterschiedliche Charaktere haben. Auch sie sind Individuen. Und der Rabe vom Schweriner Schloss ist ein ganz besonderer. 

denkmal-kultur-mestlin.de