„Unsere neue interaktive Sonderausstellung ist einen Besuch wert.“
Welcher Mittel bedarf es, Menschen für Geschichte zu begeistern und wie gelingt es Ihnen in Groß Raden?
Das Wichtigste: Man muss selbst begeistert sein. Wir haben das Glück, dass sich bei uns Theorie und Praxis vereinen – eine slawische Siedlung auf einer Halbinsel am See, deren Geschichte 1000 Jahre zurückreicht: Das ist schon etwas Besonderes. Wenn ich es schaffe, bei Führungen das Interesse der Besucher zu wecken und diese später wiederkommen, habe ich viel erreicht. Das gelingt nicht, wenn ich mit Jahreszahlen um mich werfe, denn die meisten wollen ganz andere Sachen wissen: Was haben die Menschen hier den ganzen Tag gemacht? Was haben sie gegessen?
Welche Herausforderungen barg das Leben in der Slawenzeit und wie machen Sie diese im Museum sichtbar?
Die Slawen hier waren Handwerker und Bauern und mussten von ihren Produkten leben. Wenn 300 Menschen mit ihren Tieren auf so einem Areal zu Hause sind, sieht es natürlich anders aus als heute mit dem gemähten Rasen. Oft waren im Januar, Februar die Vorräte verbraucht, die Menschen waren ausgemergelt, starben noch schneller an Krankheiten. Nicht alle Mittelaltermärkte zeigen dieses harte Leben. Wenn aber die Besucher bei uns merken, dass es eine halbe Stunde dauert, um eine Handvoll Körner zu mahlen, bekommen sie eine Ahnung.
Was sollten Besucher im Museum in Groß Raden auf keinen Fall verpassen?
Unsere neue interaktive Ausstellung „Slawenburg“. Sie fußt auf den Funden einer Ausgrabung unter dem Schweriner Schloss im Zuge der Verlegung der Glasfaserkabel. Wir präsentieren diese Funde eingebettet in eine Geschichte: die Reise des Fürsten Mstivoj, der seine Tochter dem Dänenkönig Harald Blauzahn zur Frau versprochen hat, auf die Burg Schwerin. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem dänischen Museum Moesgaard entstanden, von dort kamen wirklich tolle Inspirationen! Außerdem lockt am ersten Oktoberwochenende das letzte große Mittelalterlager dieses Jahres.
Worüber staunen Kinder am meisten und was erwartet sie im Herbstferienprogramm?
Kinder sind oft fasziniert, wenn sie im Innern eines Hauses stehen, wir die Tür schließen und es dunkel wird. Sie staunen, wie hart das Leben im Mittelalter war. Natürlich freuen sie sich auch über Aktionen und deshalb haben wir uns für die Herbstferien mit dem Naturpark Sternberger Seenland zusammengetan. Unter dem Motto „Feuer, Rauch und bunte Blätter“ können Kinder dann Kerzen gießen, Kürbisgesichter schnitzen, Lederbeutel herstellen …
Warum lohnt es sich, häufiger ins Museum nach Groß Raden zu kommen?
Auf dem Freigelände präsentieren wir immer wieder Veranstaltungen zu verschiedenen Themen. Im Oktober startet auch erneut unsere Vortragsreihe mit Beiträgen zu Themen quer durch die Archäologie – nicht nur zu den Slawen. Und Führungen machen wir zu Kindergeburtstagen genauso wie zu Betriebsfeiern.
Welche Pläne und Wünsche gibt es für die Zukunft?
Dass das ganze Team gesund bleibt und wir das, was wir hier aufgebaut haben, erfolgreich weiterführen können. Außerdem wünsche ich mir, dass uns nie die Ideen ausgehen und die Gratwanderung zwischen Event und wissenschaftlicher Seriosität weiterhin gelingt – und das mit Spaß und Freude.
Interview: Katja Haescher