Unsterblich müsste man sein! Hör ich oft. Ob das wirklich so erstrebenswert ist? Fangen wir einfach mal drei oder zwei Nummern kleiner an. Sagen wir, unsere durchschnittliche Lebenserwartung wäre doppelt so hoch wie jetzt, läge also bei zirka 160 Jahren. Wie würden wir unsere Existenz ausgestalten, wie verliefe unser Dasein? Es käme natürlich drauf an, was die Altersverdopplung wirklich bedeutete. Schlurften wir vor der Beerdigung achtzig statt fünf Jahre vor uns hin? Oder – andersrum – begönne die Pubertät erst mit Anfang neunzig?
Vielleicht zöge sich auch alles auf die zweifache Länge hin: laufen lernen mit anderthalb, Schulabschluss mit Mitte dreißig, Hochzeit und erste Scheidung mit Anfang sechzig, Rente mit ungefähr hundertdreißig, dann noch fünfzig Jahre stricken, aus dem Fenster gucken oder durchs Land reisen – und Feierabend. (Und bedenkt bitte, dass dann die Fußball-WM auch nur alle acht Jahre ausgetragen würde!)
Wer die tiefe Sehnsucht hegt, viel länger als vorgesehen auf der Erde zu verweilen, denkt aber höchstwahrscheinlich eher daran, dass sich der schönste Abschnitt des Lebens ordentlich dehnt. Nur: Welcher ist es denn? Die elfte Klasse? Wenn es beim Sport noch vorangeht? Nachdem die Kinder aus dem Haus sind und die Verdauungsbeschwerden noch nicht begonnen haben?
Wer unendlich alt wird, hat auch ewig Zeit, über solche wichtigen Fragen nachzudenken – und muss nicht mal zu einem Ergebnis kommen.
Euer Matti
(notiert von Stefan Krieg)