
Vergesst euren Geschichtslehrer – zumindest wenn er erzählt, dass es in der Steinzeit Jäger und Sammler gab. Steinzeit, Schnickschnack, diese Periode der menschlichen Evolution hat nie geendet. Das merkte ich, als mich neulich ein Freund ansprach, ob er meinen Kugelschreiber haben könne. Er würde die nämlich sammeln. Ja, okay, ich sammle die Dinger zwar auch, aber eher unabsichtlich. Meist stecke ich sie gedankenverloren unter den Flügel und irgendwann plumpst mir das bunte Gerümpel zu Füßen.
Er dagegen ordnet sie alphabetisch nach den Werbeaufdrucken. Ein anderer Freund hortet Sonderausgaben von 2-Euro-Münzen und könnte mit seiner Kollektion schon einen Urlaub finanzieren. Und dann gibt es noch die Sammler wider Willen, zu denen eine gute Bekannte gehört. Nachdem sie beim Schrottwichteln mal einen Elch in einer Schneekugel gewonnen und ihr Sohn im Werkunterricht einen zweiten als Untersetzer gebastelt hatte, denken alle, dass sie scharf auf die Viecher ist. Und da man ja sowieso nie weiß, was man schenken soll, haben jetzt alle endlich eine originelle Idee. Du machst dir ja keine Vorstellung, wo die überall drauf sind, sagte sie neulich. Dabei präsentierte sie mir einen Vintage-Wandteller mit Elchmotiv, den Nachkommen eines vor 100 Jahren verstorbenen Jägers vermutlich an den Straßenrand gelegt hatten. Ich wollte sie trösten und sagte, dass Sammler die glücklicheren Menschen sind. Die Beule von dem verdammten Teller habe ich immer noch.
Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)