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Ist das niedlich!

Studien besagen, dass es schöne Menschen im Leben leichter haben. Harmonische Gesichtszüge wecken Vertrauen, machen sympathisch, stehen für Intelligenz und Erfolg. Oder anders ausgedrückt: Den Schönen frisst man aus der Hand. Nicht, dass ich gegen Letzteres etwas einzuwenden hätte. In der Tierwelt läuft es ja auch ganz ähnlich – nur leider andersherum. Um hier aus der Hand fressen zu dürfen, musst du schon einiges vorweisen können: niedliche Knopfaugen zum Beispiel oder ein flauschiges Fell und tapsige Pfötchen. Das merkte neulich eine Verwandte, als es darum ging, mit einem Eichhörnchen um dargebotenene Nüsse zu konkurrieren.

Matti sagt

Dem puschelschwänzigen Vieh wurden die Leckerbissen quasi in den Rachen gesteckt, während meine Cousine leer ausging – trotz aller Anstrengungen, freundlich auf sich aufmerksam zu machen. Das führte mich zu der Überlegung, dass das Leben a.) nicht gerecht ist und es b.) auch gar nichts bringt, sich gegen die eigene Natur zu stellen. Es ist ganz egal, welche Tipps aus dem Niedlichkeitsratgeber ich anwende – von „halte den Kopf nie gerade, sondern lege ihn leicht schräg“ bis „blinzle putzig von unten nach oben“: Ich bleibe doch immer eine krumm­schnablige, kreischlus­tige Möwe. Gleichheit gibt es nur auf dem Papier, beim Butterbrotpapier hört‘s schon auf. Deshalb sollte sich auch niemand wundern, wenn ich manchmal meine Interessen etwas lauter einfordere – schließlich will ich auch gesehen werden. Und was mir bei dieser Gelegenheit noch einfällt: Zu einer Nuss würde ich ebenfalls nicht Nein sagen.

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)

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