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Schere im Kopf

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser! Klar: Diese Anrede versteht sich in Zeiten der Gleichberechtigung von selbst. Trotzdem ist es manchmal mit der gendergerechten Sprache schwierig. Einwohnerinnen und Einwohner, Schwerinerinnen und Schweriner, Möwinnen und Möwen, schnell ist da mehr Text zusammen, als eine Seite lang ist. Und müsste man (und frau) nicht genau genommen auch Bürger- und Bürgerinnenmeis­ter bzw. Bürger- und Bürgerinnenmeisterin sagen?

Matti sagt

Oder die Studenten, Verzeihung, die Studierenden. Letztgenannter Begriff soll für Sprachgerechtigkeit sorgen, da er alle Geschlechter einschließt. Aber wo bleibt die Sprachgenauigkeit? Ist ein Studierender nicht jemand, der über Büchern schwitzt? Dementsprechend gäbe es in der Kneipe, der Mensa oder dem Kino keine Studierenden, sondern nur Trinkende, Essende und Zuschauende – und vielleicht noch Schlafende, wenn der Film besonders schlecht ist.

Auch beim Lesen verliere ich, mit Verlaub gesagt, die Lust, wenn meine Augen ständig über Sternchen, Schräg- und Bindestriche sowie diverse innen-Einschübe stolpern. Was für ein Zeichensalat! Wenn ich wirklich jeden Adressaten zweifelsfrei ansprechen muss: Wo bleibt dann das Lesevergnügen?
Deshalb halte ich es mit der weiblichen Schönheit. Mit der Schönheit der Sprache nämlich. Denn nur, wer sie ohne Schere im Kopf gebrauchen darf, dem wird sie ihren Reiz offenbaren.

Euer Matti
(notiert von Katja Haescher)