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Unwetterfreuden

Ach wie herrlich, schwelgte ich neulich, kann ein gemütliches Gewitter sein. Ich weiß, ich weiß. Gewitter sind nicht ohne. Gerade ich als Möwe sollte das wissen, denn statt wie die Menschen ein Unwetter im Trockenen aus sicherer Distanz zu beobachten, dabei genüsslich die Lieblingsserie zu schauen und bei sich zu denken: „Ach, heute kann der sommerliche Aktionismus auch mal Pause machen“, muss ich mich mit dem Gewitter arrangieren. Wir Möwen können ein Unwetter besser als jede Wetter-App vorhersagen! Sogar zu einer Bauernregel haben wir inspiriert, die selbst heute noch eine fundierte Wetterprognose für so manchen Küstenbewohner liefert: „Wenn die Möwen nach dem Lande fliegen, werden wir bald stürmisch Wetter kriegen.“

Matti sagt ...

Doch auch als Stadtmöwe sind wir abhängig von den Wettergegebenheiten und können kleinste Veränderungen der Atmosphäre spüren. Das liegt vor allem an unseren leichten Knochen und Luftsäcken im Federkleid. So können wir die feinsten Druckveränderungen wahrnehmen! Ziemlich beeindruckend, oder?
Wenn sich ein Unwetter ankündigt, tummeln wir uns zusammen und kuscheln uns aneinander, die Körper in Windrichtung gedreht. Geduldig harren wir aus. „Augen zu und durch“ heißt es dann für uns. Ein Bild von Behaglichkeit geben wir deshalb im Sturm nicht ab. Und doch beschlich mich kürzlich dieses heimelige Gefühl des Friedens inmitten eines Gewitters, als wir gemeinsam stoisch in den Wind schauten. Fast so schön wie bei der Lieblingsserie… Aber ehrlicherweise: nur fast.

Euer Matti
(notiert von Anne-Marie Schiede)